Ein geiler Segeltag

Am 19.8. sind wir von Porto de Come am Capo Finisterre vorbei gesegelt, ein super geiler Segeltag. Vielleicht nicht für schwache Mägen, denn der Atlantik war bei 20 Kt Wind und Wellen eher unruhig aber wir kamen nach anfänglichen Schwierigkeiten, was bedeutet dass der Wind von der falschen Richtung kam und wir uns nur mit 2 Kt fortbewegten, dann gut voran. Es war windig und kalt, so dass Neill in seinem “Schottland Outfit” regendichter Hose und Jacke draußen saß. Max und ich schauten von drinnen raus und wurden nicht nass, später als die Wellen nicht mehr ins Cockpit schwappten saß ich mit draußen und wir genossen in vollen Zügen die Wellen und das surfen. Wir entdeckten wieder Delfine und sie waren so nahe am Boot, dass wir sie durch den Boden hören konnten und manchmal hatte ich echt Angst, dass wir sie überfahren, wenn sie sooo nahe am Boot entlang schwammen.

Kaum waren wir am Capo Finisterre vorbei, schlug uns warme Luft entgegen und wir konnten uns in Segelklamotten für Spanien stürzen, die da wären kurze Hose und T-Shirt. Wir fuhren weiter nach Corcubion, da dort ein geschützterer Ankerplatz ist.

Wir ankerten, tranken Tinkers Kaffee (Kaffee mit einem Schuss Baileys bzw. einem billig Likör und er heißt so, weil wir damals 🙂 in Schottland zum ersten mal einen in Tinkers Bay getrunken haben), den gibt es immer nach dem Ankern und dann stellten meine Männer fest, dass wir driften, ok dann nochmal. Max hatte gefühlt das halbe Meer auf unserem Anker geladen und musste es mit dem Messer loswerden, dann kam Versuch zwei und dann nochmal Versuch drei. Aber dann hielt der Anker und wir konnten bei einem wahnsinnigen Wind schlafen – oder auch nicht.

Morgens gingen wir an Land, Benzin und Öl für den Dingi Motor besorgen und einkaufen. Dann segelten wir zurück zum Capo Finisterre und ankerten zum 1. Mal ohne Motor an einem wunderschönen Strand. Wir wollten baden, sogar ich, nur sehr verdächtig, dass keiner im Wasser war. Neill war der Erste, dann ich kaum war ich drinn, musste er raus denn es war wieder einmal saukalt – doch ich war sogar zweimal drin. Später ist Max noch Tauchen gegangen und hat prompt Kopfschmerzen vom kalten Wasser bekommen. Wir sind später mit dem Dingi an den Strand gefahren zum Spazieren gehen, dann sind wir einem Holzsteg gefolgt und haben öffentliche Duschen gefunden, wo wir unser Salzwasser loswerden konnten. Ich sagte zu Neill, ich komm mir vor wie Zigeuner, immer wo es Duschen gibt, werden sie von uns gnadenlos ausgenutzt.

Frisch geduscht gings zurück auf unsere Artemis, Brot backen und Abendessen machen.

Morgen gehtˋs voraussichtlich radeln.

Porto de Come

Wir segelten weiter, unser nächster Halt war Porto de Come, was nur 39 Nm von Coruna entfernt ist, also ganz gemütlich. Als wir vor Anker gingen, waren bereits vier andere Boote da, ein deutsches, ein französisches, ein kanadisches und auch ein britisches.

Der Brite kam gleich mit dem Dingi zu uns gefahren und hat uns auf ein Bier eingeladen, super nett und wir haben abends dann Jake und Lucie kennen lernen dürfen. Zwei junge Leute, beide kommen aus Alderney, die auf Reisen gehen, das Boot haben sie von Jakes Opa geliehen bekommen und Zeit haben sie selbst. Lucie macht herrlichen Silberschmuck mit Sea Glass, echt toll und wir trennten uns nach einem lustigen Abend mit viel Informationsaustausch und machten für den nächsten Dämmerschoppen ein Date bei uns aus.

Radler
Radler

Wir gingen zum radeln und Neill fand wieder eine tolle Tour durch einen Windpark mit 64 Windrädern, Wurzel Wegen hinunter zum Strand. Da zweifelte ich mal kurz an der Routenführung denn ich konnte außer massenweise weißen Sand beim besten Willen keinen Weg erkennen, doch hinter einem großen Felsstück gingˋs doch weiter jetzt wieder Bergauf und auch in Spanien betonieren sie steile Stücke !!!

Wir kamen an einer Kapelle an, welchem Heiligen sie gewidmet war, konnte ich leider nicht erkennen, aber dieser Heilige war daneben auf einem 16 Meter hohen Turm dargestellt. Den Turm konnten wir über eine Wendeltreppe besteigen und oben war eine Bodenfalle, die, so meinte Neill bestimmt zugesperrt sein wird. Ich neugierig wie ich bin hab versucht sie aufzumachen und trara… kein Schloß und wir konnten oben zu Füßen des Heiligen über die ganze Gegend blicken so schöön !!!!!!!!!!

Auf der Radtour
Auf der Radtour

Ich hatte mein Handy in mein Trikot gesteckt, damit ich auch ein paar Bilder machen kann und wahrscheinlich hatte sich die Tastensperre gelöst denn beim Brotzeit Machen rief mich Julia an und fragte, was ich wollte. Ich meinte wieso ?? Ja sagte sie, ich hab angerufen und sie sei auf den Reiterspielen, da fiel mir erst ein dass heute der 15.8. war. Wir sollten noch einkaufen damit unser Besuch heute abend auch Bier bekommt doch auch in Porte de Come war Feiertag.

Max hatte  ein Cafe mit Internet Anschluss und Strom gefunden und wir konnten dort Gott sei Dank noch ein bisschen Bier bekommen. Ich glaube, dass hier nur spanische Menschen unterwegs sind, denn von Tourismus ist hier nichts zu spüren oder zu sehen.

Auf’m Boot haben wir noch Brownies gebacken und nun konnte unser Besuch kommen, es wurde wieder ein netter Abend mit den beiden.

Für den nächsten Tag hatten wir eigentlich erst radeln gedacht, doch die Wettervorhersage sagte sehr viel Wind und Regen voraus und Max hat sich auf einen ganzen Tag Computer gefreut und wir waren einfach nur faul. Wir sind einkaufen gegangen und haben Wein mitgenommen, der gerade 1,59 Euro gekostet hat, nur zum probieren und wir waren mächtig überrascht wie gut er war – gleich eine Notiz für den nächsten Tag gemacht Wein kaufen.

Freitag war Markttag und endlich haben wir einen richtigen Gemüsemarkt gefunden wo man alles lose kaufen kann, die Preise waren auch recht einfach ein, zwei oder drei Euro. Es war echt witzig, eine Frau saß z.B. mit nur einer Kiste Zwiebel vor ihren Füßen da und ich glaube, dass sie mehr geratscht hat und der Verkauf gar nicht so wichtig war; Es gab aber auch Kleidung zu kaufen und an so einem Stand haben drei ältere Frauen Mieder probiert. Wir fuhren zum Boot zurück räumten auf, Neill reparierte seinen Rucksack und irgendwie haben wir viel erledigen können. Wir kehrten wieder an Land zurück um Max abzuholen, Trinkwasser zu holen und noch ein Feierabendbier zu trinken, denn am Samstag gehtˋs weiter – so der Plan. Wir haben von dort auch mit der ganzen Familie French telefoniert und es war wunderschön die vertrauten Stimmen und Neuigkeiten von daheim zu hören.

Wir fuhren zurück zum Boot und der Wind blies stark, wir lassen den Motor noch abkühlen, dann heben wir ihn an Bord. Max ging raus und rief: Scheisse das Dingi ist gekentert.

Alle raus, Dingi umdrehen, Motor aus dem Salzwasser und alles mit Frischwasser sauber machen, Öl wechseln und vieles mehr; aber unser Motor wollte einfach nicht starten.

Neill hat in vielen Foren nachgeschaut und gegen 23 Uhr gelesen, dass wir auch das Benzin hätten wechseln sollen. Ok, Samstag Morgen, kein Frühstück, Benzin wechseln, nochmal Zündkerzen raus und Gott sei Dank unser Motor zeigte wieder Lebensgeister.

Nach dem Frühstück ging Max nochmal “sein Cafe” besuchen und Neill musste 30 Minuten mit dem Dingi rumfahren, er besuchte unsere neuen Nachbarn und es stellte sich heraus, dass einer von den beiden in Kempten geboren war. Neill hat sie zum Kaffee eingeladen und ich hab Kuchen gebacken, bis zu diesem Zeitpunkt war alles noch Friede, Freude, Eierkuchen.

Am Tag vorher hatten wir bemerkt, dass unser Holding Tank (das ist der Tank in den die “Toilettenabfälle” gehen) übervoll war und an der Seite etwas runtergelaufen war und Neill wollte nur “schnell” schauen ob jetzt wieder alles gut war, da kam die ganze Bescherung  zum Vorschein.

Kacke auf ganzer Linie, im Klartext hieß es für uns, das ganze Boot von vorne bis hinten  zur Bilge (das ist der tiefste Punkt auf einem Boot, wo alles reinläuft) putzen; um euch meinem
“Scheißtag” abzukürzen, waren wir irgendwann fertig – im wahrsten Sinne des Wortes – unser Boot sauber und so Gott will und morgen nicht wieder irgendetwas unvorhergesehenes eintritt geht es weiter. Ach und unsere Nachbarn haben es sich kurzfristig anders überlegt und sind gleich weiter gesegelt, mal schauen ob wir sie morgen treffen.

Cadeira und Coruna

Wir sind in Spanien!!

Nachdem wir uns richtig ausgeschlafen haben (11.30 Uhr) gingen wir am 10.8. auf Erkundungstour in Cadeira einer Stadt mit einer Burg, einer kleinen Altstadt und einer Shopping Meile. Echt gut, wenn man wenig Platz auf dem Boot hat, denn dann kauft man auch keinen Ramsch sondern nur Sachen die man zum essen oder fürs Boot braucht. Wir machten einen Spaziergang zur Burg, zum Leuchtturm und an einen total kleinen wunderschönen Strand. Am nächsten Tag fuhren wir weiter nach Coruna einer riesigen Stadt, deren Hafen mitten in der Altstadt liegt. Wir brauchten ein neues Tau für den 1. Rief und Max wollte sich noch Blei zum Tauchen besorgen und bei unserem Glück hatten natürlich beide Geschäfte Samstag Nachmittag und Sonntag zu. Dann haben wir eben um eine Nacht verlängert, sind am Sonntag radeln gegangen und haben Montag früh unsere Einkäufe erledigt.

Cadeira
Cadeira

Sonntag Radtour

Neill hatte im Internet eine Route runtergeladen, die sich interessant anhörte und bei der wir auch viel vom Landesinneren sehen würden, ca. 55 Km und 1600 Höhenmeter, bei der letzten Tour hatten diese Angaben auch nicht gestimmt also gar kein Problem für uns, die “total trainiert sind”. Laut Wetterbericht sollte es bewölkt sein, also ideal zum radeln, doch schon beim Räder zusammenbauen hat es genieselt. Egal, los gehtˋs erst an der Küste entlang und wir waren noch nicht aus der Stadt kam schon die erste Steigung, ein Schild ohne Prozentangabe aber halt steil. Dann weiter an der Kläranlage mit Biogasanlage und am Wertstoffhof vorbei ins Landesinnere, weg von der Straße auf Schotterwegen bergauf, richtig schön und gemütlich. Der Nieselregen hatte aufgehört und wir genossen wieder als Radler unterwegs zu sein, auf Feldwegen, die wir ohne GPS niemals gefunden hätten, entlang eines kleinen Flusses, der getrennte Fahrrad- und Fußgängerwege hatte. Es war genial die Radwege waren geteert und die Fußgängerwege gepflastert und alle hielten sich daran, obwohl wir nirgends ein Schild gesehen hatten, der die Wege so aufgeteilt hätte.

Als wir dann ins “Gelände “ gingen kamen uns zwei Radler schiebender weise entgegen, der eine hatte einen Platten und wir fragten, ob wir etwas helfen können, aber sie meinten nur dass sie ganz in der Nähe wohnten. Wir fuhren unter der Autobahn durch (was mich total an die Wasenmühle bei Zollhaus erinnert hat) und kämpften uns über steile, mit grob schottrigen Steinen überzogene Trails bergauf (ich muss gestehen, dass wir manchmal auch geschoben haben). Wir hatten wieder mal einen Track erwischt, der glaub ich schon länger nicht mehr befahren worden war, denn die Brombeersträucher haben uns wieder übel zugerichtet, aber egal wir mutterseelen allein in Eukalyptuswäldern im tiefsten Spanien. Langsam hatte der Regen wieder angefangen aber es war nicht unangenehm und ich sagte zu Neil: “ich komm mir vor wie im Regenwald und er meinte: ja jetzt fehlen nur noch die schreienden Affen”.

Radeln in Spanien
Radeln in Spanien

Als wir nach 35 km noch im tiefsten Inland steckten haben wir uns eine einfachere Heimfahrt ausgesucht zurück auf die Straße und Radwege wo welche waren, 7 km bevor wir daheim waren hat es dann richtig zum regnen angefangen und ich hatte die ganze Zeit das Lied im Ohr:

Ja nach Spanien reisen viele Europäer nur wegen Sonne und Wasser und Wein……..

Ha das ich nicht lache, denn soviel Regen wie wir in Spanien hatten, haben wir in ganz England nicht abbekommen. Aber nach 53 km und 1000 Höhenmeter waren wir wieder am Boot, tropfnass, etwas am Arsch aber total glücklich und zufrieden. Wir hofften auf eine warme Dusche, da sie am Samstagabend  leider kalt war und hatten Glück, Klamotten gewaschen, aufgehängt und es fängt wieder zum regnen an. Dann werden sie halt nochmal gewaschen und unsere Räder gleich mit. Am Montag Morgen sind wir dann zum einkaufen geradelt und anschließend haben wir die Räder verpackt relativ trocken. Wir brauchten noch Diesel, doch die machen erst um 16 Uhr auf – okay dann doch noch den Rief repariert und alles getrocknet, denn mittlerweile war die Sonne wieder rauskommen und wir packten die Räder wieder aus, dann wieder ein und tanken und zum Ankern gegenüber nach Praida de Espieneiro.

 

Bucht von Biscay

Am 4.8.18 gingˋs los wir haben alles eingekauft und fuhren um 15.25 Uhr in St. Evette los.

Ca. 300 Nm lagen vor uns, ich war echt gespannt, denn so weit am Stück war ich noch nie zuvor gesegelt und drei Nächte am Stück auch nicht.

Neill hat uns erzählt, dass wenn wir im Schnitt ca. 4 Nm/h segeln können, dann sind wir in ca. 3,5 Tagen da. Wir segelten los und der Wind war so gut, dass wir nach 6 Stunden eine Strecke von 33 Nm und einen Durchschnitt von 5,6 Nm hatten – guter Start oder.

Wir besprachen die Einteilung der Nachtwachen und so war dann die Aufteilung. Ich durfte die erste Schicht übernehmen, dann Neill und Max macht dann die Frühschicht, gerechnet haben wir so mit ca. 3 Stunden. Wir saßen abends draußen und genossen den Wind und alles um uns herum, als wir plötzlich Besuch von einer ganzen Schule von Delphinen bekamen. Ich habe noch nie soviele auf einmal gesehen (es waren mindestens 15 oder 20) die sich einen Spaß daraus machten, an unserem Boot entlang zu schwimmen, unten durch und wieder auf der anderen Seite auftauchten. In einer Welle neben uns sahen wir vier Stück und ich kann mir vorstellen, dass die Delphine uns genau so anschauen wie wir sie. Ich denk gerade, dass es für sie so sein muss, als ob sie aus einem Aquarium auf die Welt schauen und denken dass sind ja lustige Tiere. Nach ca. 5 Minuten – was wirklich lang ist – zogen sie weiter und wir sprachen noch lange über unsere Eindrücke. Dann zog der Nebel herein.

Bucht von Biscay
Bucht von Biscay

Wir machten Brotzeit und Max meinte, das ist jetzt irgendwie surreal wir sitzen hier beim essen und draußen ist Nebel und wir segeln.  Ich – wenn wundert das – bin die erste Nacht bis 1.30 Uhr wach geblieben, denn mein Buch war sooooo spannend und ich war überhaupt nicht müde und alles war absolut ruhig auf dem Meer und meine “Freundin Chiara” machte keine Probleme, sie steuerte uns zielstrebig und unentwegt Richtung Süden.

Neill stand auf und der Wind ließ nach und er konnte um 4.30 Uhr an Max übergeben und um 7.30 Uhr war ich wieder dran. Es ist ein seltsames Gefühl zu wissen, dass diese Bucht so groß ist und du jetzt schon fast einen ganzen Tag unterwegs bist und noch kein anderes Boot gesehen hast. Der Nebel hat sich verzogen und die Sonne kam raus und es war wunderschön warm und ich hab den Bikini angezogen und hab mich – selbstverständlich mit Schwimmweste – an den Bau gelegt und die Sonne, die Wellen und das nichts um mich herum genossen.

Ihr könnt euch das bestimmt nicht vorstellen, aber wir müssen heute (nur einen Tag nach unserer Überquerung) alle zusammen überlegen, was an welchem Tag war und was wir gegessen haben was besonderes war usw. Nein wir haben in der kurzen Zeit noch keinen Alzheimer bekommen, denn sogar Max und er ist erst 25 Jahre alt, hat Schwierigkeiten sich an die Einzelheiten zu erinnern, aber die Eindrücke sind so intensiv, dass wir kaum noch wissen, an welchem Tag was war. Definitiv weiß ich dass Max die ganze Zeit keinen Fisch gefangen hat.

Der Wind kam von hinten und wir haben unser Genoa rausgepoolt und sind ganz gechillt Wind abwärts gefahren. Neill meinte bevor er ins Bett gegangen ist, wenn wir mehr als 4,5 Kt machen weck mich auf, denn dann müssen wir reefen ( für alle Nichtsegler bedeutet das, dass das Hauptsegel durch Seile zusammengezogen wird und somit die Segelfläche verkleinert wird und man dadurch etwas langsamer wird bzw. das Steuern für Chiara einfacher wird).

Die zweite Nacht brach an, Sterne am Himmel und meine Männer waren im Bett. Ich hatte Wache und registrierte sehr wohl,  dass wir schneller wurden aber unsere Artemis war stabil und Chiara konnte ohne weiteres das Steuer souverän und stabil halten. Weit und breit war kein anderes Boot zu sehen oder sonst irgendwas aufregendes , diesmal konnte ich nicht so lange wach bleiben, denn irgendwie fehlte mir doch der Schlaf und als ich Neill um 1 Uhr weckte meinte ich, wenn du reefen willst, dann weck mich bitte. Ich ging ins Bett merkte aber doch die Unruhe im vorderen Teil – ich schaute raus und fragte Max, kann ich etwas helfen und er meinte – ich glaub schon.

In der kurzen Zeit wo Neill die Wache übernommen hatte, war der Wind deutlich stärker geworden und wir mussten reefen und das Genoa reinholen, das bedeutet alle drei in Aktion. Meine Aufgabe bestand darin das Seil des 1. Reef einzuziehen, Neill war am Tiller und Max an der Winsch für die Main Haliet. Ich zog an und plötzlich schmiss es mich nach hinten – ich war nicht plötzlich entkräftete oder ausgerutscht, nein das Seil war gerissen. Das Tau war am 1. Reef geflickt und das hatte sich jetzt gelöst und war gebrochen – sau blöd –  dann machten wir noch den 2. Reef . Aber als wir alles erledigt hatten ging ich wieder ins Bett und dank Max konnte ich bis fast 9 Uhr schlafen – super genial.

Wir frühstückten gemeinsam dann ging Max ins Bett und Neill und ich beobachteten unsere Umgebung, von einem vorbeifahrenden Schiff haben wir dann den neusten Wetterbericht bekommen. Unsere Durchschnittsgeschwindigkeit lag immer noch bei 4,4 Nm und wir waren sehr gut im Rennen. Ihr könnt euch das bestimmt nicht vorstellen, aber wenn du um dich rum nur Wasser hast, ist es ein irres Gefühl der  Weite in allen Richtungen echt genial. Gegen Abend meinte Max, es riecht nach Regen und ich sagte, er soll nicht so pessimistisch sein, doch in meiner Schicht wieder bis 1.30 Uhr hat es nicht geregnet und auch bei Neill nicht. Nein der Regen hat auf Max gewartet und bei Regen ist eben alles anders, die Wellen sind größer,schwarz und bedrohlicher. Max hatte Schiffe um sich und Neill war auch oft mit auf, doch als ich wieder aufgestanden bin, war alles wieder freundlich und die Sonne ging auf und Max ging – nach einem gemeinsamen Frühstück –  ins Bett.

Letzter Tag: Neill wollte sich nicht wieder hinlegen da er meinte, ohne Tak um das Headland kommen zu können – leider haben wir es nicht geschafft – wir haben nach ca. 250 Nm unseren 1. Tak gemacht !! und dann ging Neill doch ins Bett und Max und ich haben die letzten Nm alleine  gemacht, nochmal einen Tak und als wir ca. 1,5 Nm vor unserem Ziel vom Wind verlassen wurden haben wir den Motor eingeschaltet, Genoa und Mainsail verräumt und sind um 17 Uhr nach 328 Nm und 0,7 Stunden Motor im Rio de Cadeira in Spanien vor anker gegangen. Eine geniale Erfahrung und wir haben uns alle auf eine Nacht durchschlafen gefreut.

Am Ziel
Am Ziel

Ohne Unterbrechung und halb wach aus dem Bett steigen.

Biscay

Hallo meine Lieben

Wir verlassen jetzt dann Frankreich und überqueren die Bucht von Biscay.  Ca. 300 Milen liegen vor uns.

In the next hour we are leaving France to sail the 300 miles across the Bay of Biscay.  Hopefully we will be in Spain later this week.

Flußfahrt nach Morlaix und auf geht’s nach Biscay

Nach einem Regentag verließen wir am 30.7. Guernsey und eigentlich wollten wir nur 30 Nm weiter segeln, damit ich am Abend mit Michael telefonieren kann, denn der hatte Geburtstag und ich wollte unbedingt mit ihm reden. Aber der Wind und die Swell waren gegen uns und wir kamen einfach nicht in Landnähe ohne dass wir den gesamten Weg zurück fuhren. Daher entschieden wir uns, wir bleiben draußen und segeln die Nacht durch. Wie beim letzten mal auch übernahm ich die erste Schicht, doch diesmal war es einfach dunkel, kein Mond und keine Sterne – Schade und als der Wind mich dann auch noch verlassen hatte kam Neill und da wir uns jetzt rückwärts bewegten starteten wir den Motor und weiter gings. Ich hatte ein gutes Buch und meinte zu Neill, ich kann sowieso noch nicht schlafen dann bleib ich noch ein bisschen und du kannst noch schlafen. Um 1.15 Uhr kam Neill und ich ging um 2.30 Uhr ins Bett. Max übernahm dann die Morgenschicht und um 7 Uhr war ich wieder dran. Wir fuhren 136 Nm und ankerten in Mode de Morlaix in der Bretagne. Endlich in Landnähe konnte ich erst mit Michael und dann mit Julia telefonieren, denn sie hatte heute 31.7. Geburtstag.

Es ist für mich ein komisches Gefühl am Geburtstag meiner Kinder nicht bei ihnen zu sein und ich vermisse sie sehr trotz der tollen Zeit und allen super genialen Eindrücken.

Morlaix
Morlaix

Für den 1.8. hatten wir uns eine Flußfahrt vorgenommen und tuckerten ganz gemütlich 6 Nm flußaufwärts nach Morlaix, einer wunderschönen Stadt mit einem imposanten Viadukt und einer herrlichen Altstadt. Nach einer gemütlichen Sightseeing Tour konnten wir dank fließendem und unbegrenztem Wasser unser Boot auf Vordermann bringen.

Denn unser “großes Ziel” die Bucht von Biscaya zu überqueren kommt mit großen Schritten näher, den Fluß am nächsten Morgen wieder zurück und geankert haben wir – dieses mal brauchten wir drei Versuche!!! – in L´Aber wrach. Die weitere Planung für morgen sah vor ca. 60 Nm nach Audierne zu segeln, die Windprognosen sind gut, Proviant für die nächsten fünf Tage bunkern und falls es die Großwetterlage erlaubt die Bucht von Biscaya überqueren.

L'Aber Wrac'h
L’Aber Wrac’h

3.8.18 6.45 Uhr ich steh auf und trau meinen Augen kaum, Nebel, Nieselregen !! Aber wir fahren los, kein Wind, wir nehmen das Radar in Betrieb und wir kämpfen uns durch den Wolkenschleier. Um ehrlich zu sein, bin ich im warmen sitzen geblieben, hab mein Buch gelesen und ab und zu den “Seglern” rausgeschaut. Dafür habe ich mittags etwas gescheites zu essen gemacht und plötzlich riß die Wolkendecke auf und der Nebel verschwand. Mit 8 Knoten kamen wir flott voran und jetzt kann ich auch draußen sitzen, mit dicker Jacke und selbstgestrickten Socken ist es gut auszuhalten.

Wir umsegelten den Pointe du Mez, ein exponierter Landvorsprung in den Atlantik, wo jeder durch muss der  in die Bucht von Biscaya will. Dort waren die Wellen auch deutlich stärker und es ging rauf und runter, aber nicht schlimm, denn die Sonne strahlte und der Wind war nicht zu stark. Wir wurden gefühlt von tausend Seglern verfolgt (bestimmt 20) die alle entweder in Brest gewartet und den Nebel haben vorbeiziehen lassen oder eine Regatta fahren. Viele von ihnen hatten ein Spinnaker (großes Vorsegel) gesetzt und überholten uns kurz nach dem Landvorsprung, wir waren zwar mit 5 Knoten nicht langsam unterwegs aber für ein Rennen reicht es eben nicht, aber wir sind eben Kruser und keine Rennsegler. Nach 55 Nm haben wir in Sant Evette einem Vorort von Audierne geankert; Morgen früh fahren wir Vorräte auffüllen, Tanken und dann gehtˋs Richtung Spanien.

Ich freu mich schon ca. 300 Nm Tag und Nacht segeln – wieder eine neue Erfahrung.

Guernsey

St. Peter Port
St. Peter Port

Heute 27.7.18 war Stadtbummel zu dritt angesagt, Neill war wieder fit und nach dem Frühstück entschlossen wir uns gleich zum tanken zu fahren, denn der Hafenmeister meinte, dass wir bis 11 Uhr wieder in den Hafen einfahren können. Dann nix wie los, tanken und zurück in die Marina denn für Freitag Nacht, Samstag und Sonntag sagt der Wetterbericht Wind bis zu 40 Kt und Wellen bis zu 3 Metern voraus und da wollen wir nicht draußen sein. Wir sind um 10 Uhr wieder da doch die rote Ampel leuchtet, was bedeutet dass wir nicht reinfahren dürfen – drei ratlos dreinschauende Menschen – wir warten. Ein Hafenmitarbeiter erscheint auf der Mauer und fragt nach unserer Tiefe: 1,7 m, dann meint er das ist zu tief und wir können nicht mehr rein sondern müssen gegenüber am Pontoon warten auf Hightide. “Saublöd” aber hilft nichts, wir fahren rüber und gehen in die Stadt. Gegen 17 Uhr machen wir los und wollen in den Hafen einfahren, aber nachdem die Wetterprognosen so schlecht sind, warten noch mindestens 15 Boote und ständig werden es mehr. Es wimmelt wie im Fischbecken vor lauter Booten, vor uns, hinter uns und mit dem Wind müssen wir höllisch aufpassen, dass es zu keinem Zusammenstoß kommt, dann gehtˋs los . Wir werden gelotst und der Hafenarbeiter fragt uns: Bowthruster (das ist ein zusätzlicher Propeller der dich links oder rechts fahren lässt und somit das Anlegen oder Rückwärts fahren total vereinfacht) wir nein, dann schiebt er uns mit seinem Boot vorne rüber und wir können ganz easy am Pontoon festmachen – mit Hilfe unserer Nachbarn auf beiden Seiten. Puh fest, Gott sei dank und die nächsten zwei Tage bleiben wir wo wir sind. Continue reading “Guernsey”

Frankreich bzw. die Channel Isles

Wir machten uns am 22.7.18 um 5 Uhr morgens auf den Weg wieder an den Needles vorbei und dann auf direktem Weg nach Frankreich, leider mit Motor aber dank der guten Strömung kamen wir zügig voran. Max ist ja jetzt unser drittes Besatzungsmitglied und er hat seine Drohne mitgebracht und sie auch gleich ausprobiert. Wir waren alle sehr gespannt ob es klappen wird bei ca. 6 Kt die Drohne starten, und was die größere Herausforderung wird, auch wieder landen bzw. fangen zu können. Jeder von uns hatte seine Anweisungen: Ich halten beim starten und die Drohne die ganze Zeit nicht aus den Augen zu lassen und Neill gegebenenfalls sofort den Motor anzuhalten und die Drohne wieder fangen und Max der Pilot. Damit ich euch nicht länger auf die Folter spannen muss, es hat alles gut geklappt und wir haben ein super mega tolles Video

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Wer es super schön anschauen möchte kann das als FullHD hier, aber es ist über 100 Mega Byte groß. Continue reading “Frankreich bzw. die Channel Isles”

Rückkehr zum Seglerleben

Nach knapp einer Woche Urlaub, Radeln, Vorhänge besorgen, Flagge reparieren, noch ganz vieler Kleinigkeiten fürs Boot besorgen, spielen und ganz ganz viel englischer Konversation haben wir am Freitag 20.7. unsere Zelte bei Pip abgebrochen. Wir  haben unser Boot mit Lebensmittel gefüllt und neue Besatzung angeheuert.

Ja !!! wir sind jetzt zu dritt und diesesmal ist es keine imaginäre Person, nein Max ist seit heute bei uns mit an Bord und wird uns die nächste Zeit begleiten. Ich hab mich riesig auf ihn gefreut, denn jetzt können wir endlich wieder vernünftig UNO spielen, denn zu zweit machen Richtungswechsel und Aussetzkarten nicht wirklich sinn. Natürlich ist bei längeren Etappen eine weitere Person super angenehm, denn dann kann man z.B. wenn man Nachts segelt sechs Stunden am Stück schlafen und das ist echt von Vorteil.

Solent
Solent

Wir verließen gegen abend Birdham Pool, ankerten, motorten wieder mal mangels Wind, ankerten um nicht gegen die Strömung ankämpfen zu müssen und abends auf dem Weg nach Yarmouth konnten wir doch tatsächlich segeln und mit der Strömung kamen wir super voran. Angekommen in Yarmouth wurde die Planung für die nächste Etappe gemacht.

FRANKREICH

Es gilt 60 Nm zu überwinden und die richtige Strömung also Start: ca. 5 Uhr an den Needles vorbei und direkt nach Cherbourg, somit verlassen wir England und jetzt wird es sprachtechnisch eher eine Herausforderung, denn keiner von uns spricht wirklich französisch aber wir wachsen an unseren Problemen und somit Bye bye England und Bonjour Frankreich.