Darwin und “Umgebung”

Wahrscheinlich ist jetzt die letzte Gelegenheit, um etwas vom Landesinnern von Australien zu sehen. Also haben wir nicht lange gefackelt und uns ein Auto gemietet, übrigens zum ersten Mal auf unserer bisherigen Reise, und sind 500 km ins Landesinnere gefahren.

Als Neill unseren Mietwagen abholte, traf er ein Paar aus Queensland und die meinten, wenn wir schon bis nach Katherine zu den warmen Quellen wollen, dann sollen wir doch noch die 100 km weiter zu den Bitter Springs fahren, denn die seien super mega schön.

Kaum hatten wir Darwin verlassen sahen wir einen Radler, wahnsinnig oder bei 38 °C !! Ich sagte zu Neill, so verrückt kann nur ein Deutscher sein und wir fragten ihn und tatsächlich, Martin kommt aus Berlin und ist in Perth gestartet, weiter nach Darwin und jetzt auf dem Weg nach Alice Springs. Wir radeln ja auch gerne, doch könnten wir uns nicht motivieren, durch Australien zu radeln, da bevorzugen wir “Weicheier” schon das klimatisierte Auto. Außerdem gibt es wirklich nicht viel zu sehen, außer Termitenhügel, ein paar Bäume und Sträucher aber sonst nichts und das über tausende von Kilometern. Aber es soll jeder nach seiner Wahl glücklich sein.

Unseren ersten Stop legten wir in Pine Creek ein und die Bedienung empfahl uns die Edith Springs zu besuchen, das ist nur ein kleiner Umweg von ca. 50 km, wie die Australier sagen würden “nur ums Eck”. Also dann, nächster Halt Edith Springs und es war wunderbar, schwimmen ohne Angst haben zu müssen, dass ein Krokodil oder sonst ein anderes Tier dich fressen will, einfach himmlisch.

Soviel planschen macht natürlich hungrig und wir mussten ja noch nach einem Quartier in Katherine suchen, also nichts wie los. Glücklicherweise haben wir gleich eine Schlafkabine mit externer Dusche und WC gefunden und unser leibliches Wohl haben wir bei einem Spaziergang durch den Ort gestillt. Wir stellten fest, dass hier in allen Läden, wo es Alkohol zu kaufen gibt, ein Polizist steht und die Leute kontrolliert. Neugierig wie wir sind, haben wir den Polizisten gefragt, ob dies etwas an der Situation verändert habe. Er erklärte uns, dass sie alle Personen befragen und individuell entscheiden, ob die Person Alkohol bekommt oder nicht. In den drei Jahren wo er das jetzt macht, ist die häusliche Gewalt um 70 % zurück gegangen und das ist doch ein absolut wahnsinniges Ergebnis !!

Am nächsten Morgen ging es weiter zu den Bitter Springs und auf dem Weg sahen wir dann unsere ersten Rode Train, bzw. den ersten, den wir fotografieren konnten. Wir erfuhren, dass diese Giganten hier in den Northern Territory bis maximal 56,4 Metern lang werden können.

Neben dem Parkplatz haben wir dann auch noch Brolgas gefunden, das sind ziemlich seltene Vögel in Australien , die für ihren Paarungstanz bekannt sind. Wir hatten schon einmal das Glück diese in Viktoria zu sehen.

Road Train
Brolgas

Die Bitter Springs waren einfach himmlisch, kristallklares Wasser mit einer Temperatur von ca. 35 °C das ist wirklich Wellness pur. Chrissi eine Westaustralierin hat uns freundlicherweise mit ihrer super Unterwasserkamera fotografiert, so könnt ihr vielleicht einen Eindruck bekommen.

Planschen in den Bitter Springs

In Mataranka haben wir dann noch die Thermalpools genossen und einen kleinen Spaziergang gemacht, bei 38 °C belohnten wir uns mit einem ausgiebigen Wasseraufenthalt und natürlich haben wir noch mit zwei Mädels aus Viktoria gequatscht. Die waren vielleicht erstaunt, dass wir Ballarat, ihren Wohnort kannten, aber wir sind damals auf dem Weg zu James Farm durch diesen Ort gefahren !!

Entlang der Straße sind auch die Eisenbahnschienen und wir haben schon zum Auftakt unserer Reise die Gleise, die ins Unendliche gehen, bewundert. Doch jetzt fuhr ein ewig langer Zug darauf, da müssen wir ein Bild bekommen oder noch besser ein Video!! Wir haben es geschafft, ein Bild gemacht, 108 Wagons!! gezählt und sogar ein Video, wen es interessiert!

Übernachtet haben wir dann in Bachelor kurz vor dem Lichfield Nationalpark, den wir uns für den nächsten Tag vorgenommen hatten. Zum Abendessen gab es Pizza im nur zwei Kilometer entfernten Bannyan Tree Resort, wo zwei Mädels aus Berlin als Backpacker arbeiteten. Die Chefin hier ist Deutsche und wir glauben, dass sie auch durch “Work and Travel” hier hergekommen ist, sich verliebt hat, geheiratet hat und hängen geblieben ist.

Alle unsere Bilder seit Thursday Island sind hier.

Darwin in den Northern Territory

Wir haben es geschafft und Darwin erreicht, wir sind jetzt in den Northern Territory und hier sieht es so aus, wie ich mir Australien vorgestellt hatte!! Rote Erde, Hitze, dürres Gras, Krokodile und Aborigines doch erstaunlicherweise gibt es immer noch grüne Bäume, obwohl es jetzt das Ende der Trockenzeit ist. Der Vollständigkeit halber muss ich euch noch erzählen, dass wir in der super elitären Hotelanlage “Seven Spirit” nicht an Land gehen durften. Wir haben wirklich alle Register gezogen und erzählt, dass wir um die Welt segeln und dass wir die Reisegruppe kennen, die zur Zeit bei ihnen wohnt, doch nichts hat geholfen. Aber auch egal, dann eben nicht, dann haben wir abgelegt und uns auf den Weg gemacht. Unsere Route führte durch zwei Gezeitenschleusen, die wir zum richtigen Zeitpunkt erwischen mussten, ansonsten müssen wir gegen 6 Knoten ansegeln und das wäre unmöglich. Doch Neill hat alles super berechnet und wir hatten zwischendurch kaum Segel gesetzt um langsamer zu werden, doch später haben wir mit 8 Knoten richtig Fahrt gemacht. Nach 30 Stunden haben wir dann vor Darwin geankert!! Am nächsten morgen haben wir in der Marina angerufen und einen Platz gebucht, denn in Darwin gibt es Gezeiten von 6 METERN !!! und somit gestaltet sich das an Land gehen etwas schwierig.

Hochhäuser von Darwin

Wir wollten erstmal mit dem Dinghy schauen, wo wir hin müssen doch wir sind schon mit unserem Dinghy auf Grund gelaufen und das hat nur 10 cm Tiefgang. Am nächsten Morgen hatten wir dann sechs Meter Wasser unterm Kiel, um durch die Schleuse in die Marina zu gehen und somit kein Problem. Jetzt sind wir an einem Pontoon und können ungehindert und jederzeit von Bord gehen. Mittlerweile haben wir unsere neue Ankerkette bekommen und auch unsere letzten zwei Fenster erneuert.

Im Charles Darwin Nationalpark

Endlich waren wir auch mal wieder beim radeln, zwar nur 20 km und 420 Höhenmetern doch bei 32 °C und 50% Luftfeuchtigkeit war das absolut ausreichend. Ich kann es immer noch kaum glauben, dass die ganzen Bikeparks kostenlos zu besuchen sind. Wir waren im Charles Darwin Nationalpark, haben dort die ganzen Radwege abgegrast und nebenbei noch die Überbleibsel vom Zweiten Weltkrieg besichtigt. Für nächste Woche wollen wir uns ein Auto mieten und die letzte Gelegenheit nutzen, noch ein bisschen Inland zu entdecken.

Infos im Bunker im Charles Darwin Park

Entlang dem roten Kontinent

Weiter geht es an der Nordküste Australiens entlang, wir überqueren den Golf von Carpentaria, was uns ein bisschen an das offene Meer erinnert, denn mit ca. 300 Seemeilen sehen wir für eine Weile kein Land mehr. Wir wollen am Cape Wessel eine Nacht ankern und zeitlich sieht es auch sehr gut aus, so dass wir vor Sonnenuntergang vor Anker sind. Wir segeln in Richtung unseres Ankerplatzes, als wir plötzlich nur noch zwei ein halb Knoten Fahrt machen, anstatt der vier Knoten zuvor ?? Eine Strömung !! Wir waren so Nahe, dass wir den Leuchtturm und den Strand schon sehen konnten, doch gegen eine Strömung von drei Knoten hätten wir mit unserem Motor ca. eine Stunde gebraucht. Also dann gehts eben weiter, als wir die Richtung gewechselt hatten, schossen wir mit sieben Knoten dahin, auch nicht schlecht. Als wir so in Wasser schauten, sahen wir eine Seeschlange, die überaus giftig sind an uns vorbei schwimmen.

Unser nächster Ankerplatz war ja nur ca. 250 Seemeilen weiter auf Croker Island am Point David, hier hatten wir keine Probleme unseren Anker zu setzten. Ich sagte zu Neill, es sieht hier aus wie in Polynesien oder in der Karibik, türkisblaues Wasser, weiße Sandstrände und es lädt wirklich zum schwimmen ein. Wir genossen unseren Ankerkaffee, als Neill sagte, das Holzstück auf dem Sandstreifen, war vorher nicht da und ich meinte, dreh dich mal um, ich glaub da schwimmt ein Krokodil hinter uns. Soviel zum schwimmen, NO WAY!!! Aber wir wissen ja auch, dass wir im Krokodil Gebiet sind, also keine Angst! Das Holzstück an Land bewegte sich ziemlich behäbig und entpuppte sich als fünf Meter langes Krokodil, den Neill spontan Karl taufte. Ohne uns von Karl zu verabschieden, verzogen wir uns zur Palm Bay und erreichten dann am Tag darauf die Cobourg Peninsula und ankerten am Black Point vor der Ranger Station. Am Abend schauten wir ins Wasser und trauten kaum unseren Augen, überall im Wasser schwammen Glühwürmchen, so sah es auf jeden Fall aus. Wir erfuhren einen Tag später vom Ranger, dass es sich um eine Alge handelt, die fluoreszierend ist.

Sonnenuntergang auf dem Meer

Nach zehn Tagen auf unserer Artemis, wollten wir mal wieder einen Landausflug machen und schauen ob unsere Füße noch zu längeren Spaziergängen taugen. An Land angekommen, machten wir uns auf den Weg zur Ranger Station und dem Kulturzentrum dort. Wir ratschten und wanderten so vor uns hin, als plötzlich ein Busch zu sprechen begann. Nein, ihr braucht euch noch keine Gedanken über unseren Geisteszustand zu machen, es war ein Soldat der Australischen Armee, die hier eine Übung machen und den wir in seinem Tarnanzug einfach übersehen haben.

In der Station trafen wir alle drei Ranger und erfuhren viel über ihr Leben und ihre Arbeit im Garig Gunak Barlu National Park. Jetzt wissen wir, dass die Station das ganze Jahr über besetzt ist und dass sie hier mit ihren Frauen und insgesamt sieben Kindern eine kleine Gemeinschaft bilden.

Im Kulturzentrum

Wir lernten über „falsche Killerwale“ die immer hier in der Penisula leben und nicht zum Kinder kriegen woanders hin schwimmen, über wilde Kühe, die von Indonesiern hergebracht wurden und sich seit dem wie verrückt vermehrten, über Flora und Fauna. Wir sahen Bäume, auf denen Früchte wachsen, die Strychnin enthalten und super Giftig sind, doch in den 50ger Jahren wurden Kinder zum Ernten dieser Früchte geschickt, damit man das Gift gegen die Ratten verwenden konnten und die Aboriginal haben das Gift für ihre Speere benutzt.

Nach unserem Spaziergang erkundeten wir noch das super interessante Kulturzentrum, als sich plötzlich die Tür öffnete und ca. 20 Leute herein, bzw. auf die Toilette stürmten, denn die Reisegruppe war seit ca. sieben Stunden im Allradbus unterwegs. Die Truppe schaute sich kurz das Museum an, wobei wir zwei Segler, die von Schottland hergesegelt sind, mit unseren Geschichten viel interessanter waren, als alles andere. Sie wurden von einem Boot zu ihrer Unterkunft abgeholt, das Resort hört auf den Namen, „Seven Spirits“ und ist nur ca. fünf Seemeilen von hier entfernt. Es soll ziemlich elitär sein und da wir mit unserer Artemis direkt davor ankern können, wollen wir es uns einfach mal anschauen. Vielleicht können wir auch in der Hotelbar einen Drink bekommen, lassen wir uns überraschen und ich verspreche, ich werde davon berichten.

Thursday Island

Wir haben kaum den Anker fest, da fährt schon ein Dinghy vorbei. Wir kommen ins Gespräch und laden die beiden auf einen Kaffee ein. Karen und Warwick warten auf ihre Indonesien Visas, die eigentlich schon seit fünf Tagen da sein sollten🙈. Sie erzählen uns, wo wir unser Dinghy lassen können, wenn wir mit der Fähre nach Thursday Island fahren. 

Am nächsten Morgen setzen wir über und machen diese Insel unsicher.  Wir sind früh dran und können das Green Hill Fort, dass mit vier Kanonen bestückt ist ganz alleine für uns besichtigen. Die Aussicht auf die umliegenden Inseln und Wasserstraßen ist einfach überwältigend. Jetzt können wir uns auch besser vorstellen,  wie unser Weg nach Darwin weiter geht. 

Nachdem Thursday Island nicht besonders groß ist, können wir die ganze Insel zu Fuß entdecken. 😃

Der riesige Friedhof ist wirklich sehenswert, auf den Grabsteinen ist die ganze Lebensgeschichte aufgeschrieben und auf einem Grab war sogar ein Bild von einem Boot 🤔🤔, komisch? Aber auf der anderen Seite war dann der Name des Kapitäns, sein beruflicher Werdegang und alles andere erzählt.  Außerdem war von den Angehörigen eine Flasche Bier für den Verstorbenen bereit gestellt worden, dass hat uns ein Lachen aufs Gesicht gezaubert 😀. Hier auf dem Friedhof ist auch das Grab des Künstlers, der die Flagge für die Torres Strait designet hat.

Friedhof auf Thursday Island

Hier gibt es auch ein Denkmal für die ca. 700 Japaner, die hier in den Torres Straits als Taucher gestorben sind. 

Nach ca. sechs Kilometern waren wir zurück im Ort und natürlich haben wir die Kunstausstellung besucht und die Bilder begutachtet 👌. Mit der Fähre ging es zurück und auf dem Heimweg zu unserer Artemis hatten wir dann unsere erste Begegnung mit einem Krokodil. 

Wir haben uns mit einem Einheimischen unterhalten als er plötzlich sagte:  schaut mal da, das ist eine große Echse. Ich würde jetzt nicht ins Dinghy steigen sondern es beobachten und erstmal abwarten 🙈. Ich wollte ja schon ein Krokodil sehen aber nicht von Land aus, wo ich dann noch im Dinghy heimfahren muss 😜. Wir haben das etwas fünf Meter lange Tier genau beobachtet und als es weit genug weg war, sind wir schnell heim gefahren.  Ich habe Ausschau gehalten und Neill voll Gas gegeben👍, super Teamwork. 

Jetzt geht es weiter nach Darwin, die 850 Seemeilen wollen wir auf drei Etappen machen und hoffentlich ist der Wind mit uns 🙃. Den ersten Strömungsschub haben wir gleich mitgenommen und sind mit NEUN Knoten aus der Stadt gesegelt!

Blick vom Fort

Entlang bzw. durchs Great Barrier Reef 

Nach einer Woche Stadtleben – wobei die Annehmlichkeiten wie täglich spazieren zu gehen, duschen mit endlos warmem Wasser, natürlich auch nicht zu verachten sind 😉 – haben wir uns zur Green Island, dem Eingang zum Great Barrier Reef versetzt 👍. Als wir ankamen waren fünf Touristen Boote da, doch zum Sonnenuntergang waren wir ganz allein.

Green Island, im Great Barrier Reef

Es ist so unglaublich schön, in einem Atoll inmitten des Meeres an einer Boje zu hängen und zu wissen, dass zu beiden Seiten Reef wachsen und dabei noch 4G Internetverbindung besteht. Leider sind die Korallen nicht mehr gesund, sie sind ausgebleicht und kommen mit den erhöhten Wassertemperaturen nicht klar. 

Wir haben aber auch gelesen, dass es wohl ganz normal ist, dass die Korallen von Zeit zu Zeit absterben und dann später wieder als Nährboden für neue Korallen dienen. 

Wir wollten hier ja eigentlich Artemis Unterwasserschiff sauber machen, doch hatten wir dafür zu viel Wellen. Ein Segler in Cairns hat uns erzählt, dass er sein Boot immer in den Low Isles putzt, klares Wasser 👍, keine Krokodile 👌( und wenn, werden Schilder am Strand aufgestellt, sodass wir es gleich sehen können) und die Quallen sind im Winter auch nicht soo schlimm 😉. Also dann Leinen los und 35 Seemeilen weiter. 😘

Kurz vor Sonnenuntergang fanden wir die letzte freie Boje und genossen bei einem Glas Wein die Stimmung der Tropen 😎⛵️. Für den nächsten Morgen war Unterwasser Pflege für Artemis angesagt, wir warteten bis ein paar Touristen Boote ihre Gäste ins Wasser beförderten und dann ging es los 😜. Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich diese Arbeit nicht besonders mag 🫣, denn all die kleinen Lebewesen die wir vom Schiff abreiben, schwimmen im Wasser und auf dem Neoprenanzug und in meinen Haaren 😜. Doch dieses Mal hatten wir eine geniale Idee: eine Plastiktüte über die Haare, dann ein Bandana drüber und so blieben die kleinen Tierchen außen und nicht in meinen Haaren 👍. Wir waren schon gespannt, wie Artemis unten aussieht, denn seit sechs Monaten hatten wir keine Möglichkeit mehr zu schauen, entweder waren Haie, Quallen oder Krokodile im Wasser und das war es uns nicht wert. Zum Glück war nur entlang der Wasserlinie etwas Bewuchs und der ließ sich problemlos abschaben, keine Barnikel 👌👌 perfekt. Ob ihr es glaubt oder nicht, aber dieser Job ist echt wahnsinnig anstrengend und zurück an Bord haben wir uns eine Kaffeepause verdient. Am Nachmittag hat Neill dann ein bisschen gearbeitet und ich habe vorgekocht und einen Kuchen 🎂 gebacken, denn zum Sonnenuntergang wollten wir uns auf den Weg in Richtung Thursday Island machen.  440 Seemeilen sind es bis dahin und wir segeln bis wir eine Pause wollen oder brauchen 😉. 

Wir segeln wirklich entlang dem Great Barrier Reef und manchmal sind wir auch von beiden Seiten von Reefs umgeben. Trotzdem sehen wir kaum etwas , ja wirklich, es ist zur Zeit Halbmond und so haben wir kaum Gezeiten, sodass das Reef die ganze Zeit unter Wasser ist.  Nur wo ab und zu eine Insel zu sehen ist, können wir das Reef erahnen. 

Bild von https://www.flickr.com/photos/sackerman519/4251357083/

Unsere Route verläuft im Schiffs Kanal, da dies der einzig sichere Weg hindurch ist 👍.  Wieder einmal sind wir zutiefst von Captain Cook’s Leistung beeindruckt, wie er es geschafft hat, ohne Karten hier durch zu kommen.

Eines unserer vielen Frachtschiffe

Wir begegnen riesigen Frachtschiffen, die wir auf unserem neuen AIS super gut sehen können. Es werden die Entfernung und Art des Schiffes, die Richtung, die Geschwindigkeit, die Größe angezeigt und wann wir uns treffen werden und in welcher Entfernung.  Wir sehen nur vereinzelt Segelbooten, denn die Passatwinde sind hier so stark in Richtung Süd / Südwest,  so dass die Segler kaum dagegen ankommen.  Also, wer nach Norden segelt, wie wir, geht nach Darwin, Indonesien oder Papua-Neuguinea. 

Hier gibt’s auch eine Bathurst Bay und eine Flinders Island, was mich sehr an Tasmanien erinnert 😀 und nur schlappe 1970 Seemeilen entfernt ist – Wahnsinns Entfernungen. Zur Zeit läuft es mega gut und unsere Durchschnittsgeschwindigkeit liegt bei mehr als fünf Knoten 👍😉.

Die Gezeiten hier bei Cape York sind mit ca. 5 Knoten ziemlich stark  und wir sind genau zum falschen Zeitpunkt hier angekommen, so haben wir um 2 Uhr morgens in der Blackwood Bay vor Mount Adolphus Island geankert 👍. Um die richtige Zeit zu wählen, hätten wir drei Stunden später wieder den Anker heben müssen 😜 und so haben wir uns ganz spontan für einen Ruhetag entschieden 👌😄. Schlafen 😴 😴  ohne Unterbrechung, das war auch mal wieder wunderbar und wir haben es ausgiebig genossen 👍😀. Am nächsten Morgen nutzten wir die steigende Ebbe, um die 26 Seemeilen bis Thursday Island zu segeln. Kaum waren wir aus der Bucht, spürten wir schon die Strömung und die Inseln flogen nur so an uns vorbei, Monday Isles, Horn Island und noch viele weitere kleine Inseln. Das Meer ist türkisblau und die Wellen kommen direkt von hinten und wir machen mit etwa ¼ Genoa eine Geschwindigkeit von 7 Knoten. Wir ankern an Horn Island, gegenüber von Thursday Island, denn der Ankerplatz ist hier viel besser und wir werden morgen mit der Fähre rüber fahren, denn die Strömung ist zu stark für unser Dinghy. 

Entlang an den vielen kleinen Inseln

Nach 446 Seemeilen, also 826 km, haben wir Cape York, die Spitze Australiens, umrundet und unseren Anker gegenüber von Thursday Island geworfen. Nicht schlecht, oder??

Hier seht ihr, wo wir sind

Cairns

Cairns von oben

Als wir letzten Montag hier in Cairns ankamen, freuten wir uns riesig darauf unseren Freund Andrew zu treffen, der hier im Krankenhaus arbeitet, denn den Rest der Familie haben wir schon in Raby Bay getroffen. Wir trafen uns zum Frühstück und verabredeten uns zum Public Viewing, um den “Mathildas”, der australischen Frauennationalmannschaft zuzuschauen. Für Neill als absoluten Nicht Fußballfan war das schon fast eine Strafe, doch was noch viel schlimmer war, dass wir Andrew erst zum Spielende gefunden haben.

Strandpromenade auf dem Weg zum Public Viewing

Leider haben die Australierinnen verloren, doch ich war mega überrascht, dass die Bevölkerung so großen Anteil an der Frauen Fußball WM nahm, denn bei uns daheim ist die Resonanz auf Frauen Fußball eher minimal. Wir verbrachten zwei wunderschöne Abende mit Andrew und seinen Kollegen und auch tagsüber waren wir echt ziemlich beschäftigt, da wir für Indonesien viel an Papierkram erledigen mussten. Wir sind einfach zu sehr von Australien verwöhnt, wo alles digital und papierlos geht.

Wir füllten unsere Artemis wieder bis zum Rand mit Lebensmittel, denn unser letzter “Großeinkauf” ist schon sechs Wochen her und wir genießen es, von Insel zu Insel zu segeln und genügend “Futter” dabei zu haben. Wir haben hier in Cairns direkt vor der Marina geankert und das Dinghy Dock ist während des Tages kostenlos, wird aber ab 21 Uhr abgesperrt. So mussten wir uns eine Karte kaufen, um auch später wieder zum Dinghy zu kommen, doch mit dieser Karte konnten wir auch die Duschen und Waschmaschinen benützen, echt genial.

Endlich bestand mal wieder die Möglichkeit zum radeln, Juhu !! Auf den kleinen Inseln macht das keinen Sinn, doch hier gibt es viel zu entdecken und wir wollten mehr von Cairns sehen und unsere Tour führte uns zu den Crystal Cascades Wasserfällen; eine wunderschöne Route entlang an einem Süßwasser Creek mit viel Wäldern und Schatten und mit 46 km und 850 Höhenmetern haben wir auch noch ein bisschen etwas für unsere Gesundheit getan. Zur Belohnung haben wir uns noch direkt am Hafen eine Platte absolut frischer Garnelen gegönnt, mega lecker !! Was für ein schöner Ausklang hier in Cairns, morgen geht’s dann weiter.

Crystal Cascades

Von Insel zu Insel

Nachdem wir die Magnetic Insel und Great Palm Insel besucht hatten haben wir auf der Orpheus Insel, bei der Orpheus Island Research Station eine wahnsinnig interessante Führung mitgemacht. Genialer weise hatten unsere Freunde Sally und Neville eine Führung organisiert, bei der wir unglaublich viel über Korallen, ihre Schädlinge und ihren Lebensraum erfahren haben. Ich hatte echt keine Ahnung, dass Korallen so empfindlich sind und schon bei zwei Grad veränderter Wassertemperatur Stress bekommen. Wir verließen Orpheus Insel um durch den Hinchinbrook Kanal zu segeln und dem Meer etwas zu entfliehen.

Steg bei Lucinda

Es ging entlang dem endlos zu scheinenden Förderband (es ist der längste Steg in der südlichen Hemisphäre), wo die Schiffe ihre Ladung (Rohzucker) aufnehmen, um nicht nach Lucinda, so heißt der Ort, kommen zu müssen. Hinter Lucinda öffnet sich ein breiter Fluss, der eher an ein Fjord in Skandinavien erinnert als an einen tropischen Regenwald; richtige Berge zogen sich entland des Flusses und dahinter wieder Berge, wirklich unglaublich schön.

Hinchinbrook Kanal

Wir ankerten unter Segel und verbrachten die Nacht hinter einer kleinen Insel im nirgendwo, als wir zu unserer Freude feststellten, das wir hier einen Empfang von 4 G haben wurde der nächste Tag zum Bürotag erklärt und alles anstehende online erledigt.

Gayundah Creek

Mangels Wind war die nächste Etappe, mit nur acht Seemeilen, ziemlich kurz und wir ankerten im Gayundah Creek. Wir hatten diesen mystischen Platz umringt von Bergen, ganz für uns alleine, doch da die Sandfliegen uns fast gefressen haben, verbrachten wir die meiste Zeit drinnen bei geschlossenen Fenstern. Obwohl wir in einer Tiefe von sechs Metern geankert haben, und wir wussten, dass es die Ebbe nur zwei Meter weniger ist, ist es doch ein komisches Gefühl, wenn ca. fünf Meter hinterm Boot die Vögel im Matsch rumlaufen und was noch erschwerend dazu kommt: “Wir jetzt im KROKODIL Gebiet angekommen.” Ein Segler vom Nachbarboot hat uns gesagt, man sieht die Krokodile zwar nicht, doch sie sind da.

Am nächsten Morgen machten wir uns auf zur sagenumwobenen Insel Dunk!! Wie wir schon vor Wochen gehört hatten, soll es eine wunderschöne Insel mit einer genialen Wanderung, einem Cafe und, was für uns Segler glaube ich das mega geilste ist, es soll hier kostenlose warmen Duschen geben !!!!

Wir machten uns auf dem Weg, bepackt mit Duschzeug, Handtücher usw. und erkundeten erstmal die Wanderung. Auf dem Gipfel war noch ein Überbleibsel der Radaranlage vom zweiten Weltkrieg zu erkennen und ein berauschender Blick belohnte uns für den Aufstieg.

Wir umrundeten die Insel und waren begeistert, mit wie viel Aufwand der Weg angelegt war, Stufen in den Berg geschlagen und Felsenformationen mit integriert. Fast hätte ich vor lauter Begeisterung eine sonnenbadende Schlange übersehen, aber zum Glück nur fast. Zurück beim Cafe, inspizierte ich die Duschen und ich konnte es kaum fassen, riesige Duschen mit endlos warmen Wasser. Wir haben das gleich gnadenlos ausgenutzt und auch noch unsere Klamotten gewaschen, was für ein erfolgreicher Tag. Abends gings dann weiter in Richtung Cairns, wir wussten ja schon, dass der Wind eine Pause einlegt und ich wundere mich immer noch, wie Neill bei drei Knoten Wind unsere Artemis zum Segeln bringt, doch er hat es geschafft und nach fast 70 Seemeilen haben wir bei der Fitzroy Insel eine freie Boye gefunden und die letzten 20 Seemeilen nach Cairns für den 15. August aufgespart.

Magnetic Island

Nach 10 Monaten haben wir unsere Freunde Sally und Neville in Magnetic Island getroffen und wir hatten den Anker noch nicht gesetzt, da waren wir schon zum Abendessen eingeladen. Wir unternahmen noch die empfohlene Wanderung und entdeckten doch gleich vier !! Koalas.

Magnetic Island

Am nächsten Tag segelten wir dann gemeinsam nach Great Palm Island, diese Insel ist bekannt für ihre Aborigine-Gemeinschaft. Wow nach fast zwei Jahren in Australien, haben wir jetzt zum ersten mal Gelegenheit, ein Aborigine Dorf zu besuchen. Geschichtlich gesehen hat diese Insel eine dunkle Vergangenheit, denn alle “Unruhestifter”, wurden hierher gebracht und oder alle, die etwas angestellt haben. Nun kommt es auf den Blickwinkel des Betrachters an, was als Unruhe bzw. Unrecht betrachtet wird, denn wir haben mit einer Frau gesprochen, deren Mutter hierher gebracht wurde und ihr “Vergehen” bestand darin, von einem Aborigine schwanger zu sein. Wir haben unglaublich viel von den Missständen erfahren, die den Aborigines zugefügt wurden und es hat uns unglaublich traurig gemacht, denn immer noch behaupten eine Minderheit der Australier, dass dies alles nicht war sei.

Wir waren ewig im Kulturzentrum haben gelesen und uns mit den Einheimischen unterhalten, leider sind auch in dieser Gemeinschaft Alkohol, Drogen, Arbeitslosigkeit und häusliche Gewalt ein riesiges Problem. Bei unserem anschließenden Spaziergang hat eine Frau angehalten und uns gefragt, ob bei uns alles in Ordnung sei, denn sie hat uns vorher noch nie gesehen und wir wären zu Fuß unterwegs, das ist doch lieb oder? Sie hat uns erzählt, dass sie vier Kinder hat, alle haben eine gute Ausbildung bekommen und arbeiten jetzt auf der Insel. Sie meinte, ihre Großeltern wurden hier her geschickt und zum Glück, denn sonst wäre ihr Vater und somit auch sie nicht geboren, das ist doch OPTIMISMUS pur oder 🙂

Geburtstags Stop

Bowen

So nach und nach bekommen wir unsere Aufholjagd in den Griff; in Airlie trafen wir Dep und zielstrebig machen wir uns jetzt auf zu den Magnetic Island um Sally und Neville zu treffen. Aber der nächste Halt war Bowen, da meine Kinder am 30. und 31. Juli Geburtstag haben, war es für mich absolut wichtig mit den beiden telefonieren zu können und guten Empfang zu haben.

Bei der Gelegenheit haben wir noch einen wunderschönen Spaziergang gemacht und im Bild unten könnt ihr sehen, wie weit draußen wir ankern mussten um nicht auf Grund zu laufen.

Ebbe in Bowen