Sonntag Ruhetag!

Montag früh aufstehen, einkaufen, lossegeln, so der Plan. Beim spülen nach dem Frühstück erwähnte ich, dass die Wasserpumpe wieder einmal hängt. Nach klopfen, hantieren, wieder einschalten und alles probieren, war ganz schnell klar, sie ist kaputt. Aber nachdem es in Tobermory einen Schiffsausstatter gibt, haben wir eine neue Pumpe und bei der Gelegenheit auch noch neue Rollen und ein neues Seil gekauft.

Willkommen im Seglerleben, wenn du denkst, alles ist perfekt und passt, geht irgendetwas anderes kaputt.

Egal, ich wollte die Rollen austauschen, als es anfing zu regnen, also richtiger Regen nicht flüssiger Sonnenschein, denn wir sind ja in Schottland und alles was ein bisschen nass macht, ist hier nämlich kein Regen. Aber dann hab ich nur die drei wichtigsten gemacht und lieber Neill bei der Arbeit zugeschaut.

Irgendwann waren wir fertig und wollten einen Ankerplatz am anderen Ende der Marina aufsuchen. Doch leider fanden wir keinen richtigen Halt zum ankern und zogen dann doch eine Boje zum übernachten vor.

 

Aus dem Hafen raus mit dem Motor aber dann Hauptsegel und Jip gesetzt und Kurs auf die Insel Muck. Wir segelten bei traumhaftem Wetter (ca. 12 Grad aber sonnig) an der Insel Eigg und Rum vorbei um auf der Nordseite, da der Wind von Süd kommt, von Muck zu ankern.

Insel Eigg von Insel Muck
Insel Eigg von Insel Muck

Dingi aufblasen und Landgang ist angesagt.

Wir legen an einem Sandstrand an und das Wasser ist grün blau und ich denk es ist fast karibisch (bis auf das bisschen Temperaturunterschied). Wir spazieren ins nächste (auch einzige) Dorf auf der Insel, vorbei an Kuhherden mit Kälbern und Schafe mit gefühlt mindestens genauso vielen Lämmern. Ein Bauer markierte die Lämmer und hat deshalb die Mutterschafe von den Lämmern getrennt, ihr könnt euch sicher vorstellen was das für ein Geblöcke und Gezeter war.

Es gibt im Dorf, Port Mor (es besteht ca. aus. 20 Häusern), ein Gemeindezentrum (das Haus ist ca. 10 x 5 Meter groß) dass man mieten kann. Aber hier findet auch das Turnen, Fußballspielen und ich glaube alle anderen Aktivitäten des Dorfes statt.

Wir haben viele Windräder und Solarpannelen gesehen und wir haben einen Hafenarbeiter gefragt, ob Muck Energietechnisch outarg ist, doch er wusste es leider nicht genau, erzählte uns aber gleich, dass er auf Mull wohnt. Natürlich wollte er wissen, wo wir herkommen und nachdem wir uns als Allgäuer geoutet hatten, meinte er, dass er nur in Frankfurt und Berlin gewesen ist.

Auf dem Rückweg zum Boot machten wir noch einen Abstecher zu einem alten Haus, dass so aussah wie die alten Häuser früher und ich kam mir vor wie im “Herr der Ringe im Hobbitland”.

Nie hätte ich mir vorstellen können, dass Schottland so schön ist, karg mit viel Gestein aber auch mit saftigen grünen Wiesen und verschiedenem Vieh.

 

Auf dem Weg nach Tobermory

Heute morgen sind wir früh aufgestanden und ohne Frühstück gings los. Nachdem es der Wind gut mit uns meinte, ging es nicht zu Iona sondern Richtung Staffa, dies ist eine Insel mit Fingalˋs Cave. Eine Basaltinsel deren Ränder aussehen wie Orgelpfeifen mit einer Höhle und vom Wasser aus super zu sehen. Dann als nächstes Ziel stand Treshnish Isles auf dem Plan, das sind unbewohnte Insel mit Brutplätzen für verschiedene Seevögel und dort gibt es auch Seehunde.

Wir ankerten und kurz darauf streckten die ersten zwei schon den Kopf aus dem Wasser, ganz neugierig als wollten sie sagen: “wer seid ihr, wo kommt ihr her?” Ganz putzige Tiere und wir wollten ganz tolle Bilder schießen, das heißt, warten bis sie auftauchen dann scharf machen und ….. weg war der Seehund, deshalb gibt es nur ein Bild mit einem kleinen Kopf, wo man erahnen kann, dass soll ein Seehund sein. Nach kurzem Imbiss überlegten wir, wo wir diese Nacht bleiben sollten.

Unsere Seekarten gehen nur bis Tobermory, dass heißt wir brauchen Neue und da es noch früh war, segelten wir Richtung Tobermory, der Hauptstadt der Insle of Mull. Wir haben das Hauptsegel gesetzt und das kleine Segel Jib und los gings, wir übten Wenden und Halse – hört sich fast so an als ob ich etwas davon verstehe – aber es macht total Spaß.

Dann kam richtig die Sonne raus und im Windschatten wars fast warm. Ich genoß meine Rolle als Stand by Seglerin und lies mir die Sonne ins Gesicht scheinen, soooo schön.

Tobermory
Tobermory

Nach einem langen Tag kamen wir gegen 17.30 in Tobermory an und ich konnte es kaum glauben, den die Stadt ist kunterbunt, fast jedes Haus hat eine andere Farbe und es sieht total witzig aus. Der Hafen und der Parkplatz war ziemlich voll und als wir unser Dingi aufgeblasen hatten und an Land kamen hörten wir schon Musik. Ein Passant klärte uns auf, dass  dieses Wochenende ein Musikfestival in Tobermory mit allen erdenklichen Musikrichtungen gibt. Die Bandˋs spielen in verschiedenen Kneipen und der Eintritt ist frei. Wir gingen etwas essen und anschließend noch in einen Pub um Musik zu genießen.

Am Heimweg hörten wir einen Dudelsackpfeifer und Neill meinte, dass es fast Vergewaltigung sei, das in einem Raum zu tun, denn ein Dudelsack gehört ins Freie, aber ich war so neugierig, weil ich noch nie einen “echten Dudelsackpfeifer” gesehen habe, dass ich durchs Fenster schaute wie bestimmt 10 andere Festivalbesucher, die drinnen keinen Platz mehr fanden.

Durch die Hauptstraße zogen maskierte Menschen (Perücken, Indianer)  Mädels mit kurzen Hosen und bauchfreien Tops und ich mit dicker Jacke, Stirnband und Live Jacket (wir mussten ja noch mit dem Dingi fahren) aber alles kein Problem und keiner wunderte sich hier über irgendetwas.

Mit Seekarten kaufen müssen wir noch bis übermorgen warten, da wir überhaupt nicht daran gedacht haben, dass Samstagabend war und  das Geschäft erst am Montag wieder öffnet.

Damit gibt es morgen einen Ruhetag mit ausschlafen und sonst schauen wir, was der Tag noch bringt.

Unser 1. richtiger Segeltag

Nachdem unsere technische Schwierigkeiten jetzt alle behoben sein sollten, machten wir uns am Morgen relativ früh auf zu unserem 1. richtigen Segeltag. Der Wetterbericht war total beständig mit gutem Wind ca. 10 Knoten und genau in der richtigen Richtung, damit wir die ganze Küste von Mall entlang segeln könnten und dann in der Bucht Tinkerˋs Hole zu ankern. Wenn man allen Beschreibungen glauben mag, ist diese Bucht wunderschön aber immer total voll und man bekommt keinen Platz.

Also los gehtˋs mit dem Motor raus und als wir in der richtigen Richtung zum segeln waren, tata wo war unser Wind? Plötzlich totale Flaute, keine Fahne weht, kein Windgenerator bewegt sich. Macht nix dann fahren wir eben noch ein bisschen mit dem Motor weiter und versuchen verschiedene Dinge aus. Wir haben nämlich auch einen Autopiloten an Bord und nachdem Neill nichts anderes zu tun hatte, haben wir ihn gleich ausprobiert. Neill erklärte mir, dass dieses Gerät nun die dritte Person an Bord ist und einen Namen braucht. Wir haben ihn dann kurzer Hand Steven – nach unserem Haus- und Hoftechniker in Ardfern – getauft.

Nachdem jetzt der Autopilot eingerichtet und seine Arbeit aufgenommen hatte, war von Wind immer noch nichts zu spüren und da wir zu Tinkersˋs Hole kommen mussten, da das die einzige  geschützte Bucht an der Südküste ist, mussten wir einfach weiter Motorboot spielen.

Dann waren wir da und trauten unseren Augen kaum, außer uns war nur ein einziges Boot mit vier jungen Schotten, die Stehpaddel fuhren da. Dafür eine malerische Bucht, die den Eindruck eines kleines Seeˋs machte, wir wollten unbedingt an Land, was bedeutet unser Dingi aufpumpen und paddeln. Unser Boot ankern und gesagt getan keine halbe Stunde später standen wir auf einer Insel. Auf einer Seite die Bucht mit unserer Artemis ruhig und idyllisch und auf der anderen  Seite der Atlantik, wild und mit hohen Wellen und starker Brandung.

Tinkers Hole
Tinkers Hole

Auf der gegenüberliegenden Seite sahen wir die Insel Iona mit einer riesigen Kathedrale und dann war unser Plan, morgen fahren wir da rüber ankern vor Ort und fahren mit unserem Dingi an Land und machen ein bisschen auf Kultur und besichtigen die Kathedrale, denn der Wetterbericht sagt kein Wind und alles kein Problem. Also ausschlafen und dann die kurze Strecke nach Iona.

Nächster Morgen wir legen ab und kaum zu glauben Wind in rauen Mengen, kein Ankern vor der Kathedrale möglich, aber sicher weiter unten, da ist es geschützt – ein alter Scheiß – also kein Ankern vor Iona. Dann eben nur vom vorbeisegeln gesehen, auch ok. Also neuer Plan wir suchen einfach einen neuen Ankerplatz  Bunnessan ziemlich in der Nähe und machen es vom Wetter abhängig ob wir es am Tag drauf nochmal probieren (je nach Wind)oder ob wir einfach weiter fahren oder segeln nach Staffa.

Und heute Abend sind außer uns noch sieben andere Segelboote in Bunnessan, aber im

Gegensatz zu uns, haben die alle einen Motor an ihrem Dingi und können an Land, denn bei 10 Knoten Wind, brauchen wir nicht los paddeln.

Wenn etwas sicher ist beim Segeln, hab ich mittlerweile schon gelernt, dann ist es, dass du planen oder dir überlegen kannst was du willst und dann alles ganz anders kommt. Deshalb meine Devise, wir segeln bestenfalls  dahin wo uns der Wind hinbläst.

Oban

Nach einem erfolgreichen Anker entfernen, gings los mit Regen und eigentlich eher Kachelofenwetter, aber wie gesagt es ist wie Fahrradfahren, wenn du richtig angezogen bist und mal draussen bist,  ist alles halb so schlimm. Am Anfang war der Wind noch etwas mau, doch das wurde zunehmend besser und dann erreichten, wir doch fast bei Sonnenschein Oban. Es war Sturmwarnung für die Nacht gegeben und wir haben ganz entspannt in der Marina angelegt, so, daß wir einen Tag später ohne groß Rückwärts fahren zu müssen lossegeln konnten. Denn wir hatten Tags drauf einen Termin in Oban mit einem Elektriker, der sich das Spannungsproblem mit den Batterien anschauen wollte.

Nach einem ausgedehnten Spaziergang über die Insel, wo wir fast Mountainbike Strecken gefunden haben, gings duschen und Essen kochen. Dann kam der Wind, puh ich hatte überhaupt keine Ahnung, wie sich ein Sturm mit ca. 40 Knoten anfühlt und ich war nur mega riesig froh, dass wir in einer Marina und nicht irgendwo draußen vor Anker lagen. Nach gefühlt 25 mal aufstehen, nach den Fender schauen, die Leinen überprüfen, den Strom wieder versuchen einzustecken und vieles mehr, dachte ich ca. um halb sechs, dass wir unser Boot heute keinen Millimeter bewegen.

Oban
Oban

Doch zwei Stunden später bei Tageslicht war das ganze gar nicht mehr schlimm. Das Meer war fast ruhig  und wir verließen die Marina vollkommen ohne irgendein Risiko einzugehen um nach Oban zu fahren. Der Mechaniker war da und ich ging einkaufen.

Als ich durch Oban schlenderte, kam mir doch tatsächlich Mark, unser Pensionswirt aus Ardfern entgegen. Könnt ihr euch vorstellen, dass ich mich wie ein Schnitzel gefreut hab, denn ich kenn genau vier Menschen in Schottland und dann treffe ich genau einen davon. Das ist fast wie ein Sechser im Lotto (Haha)  und nach einem kurzen Smaltalk musste er weiter und ich ging einkaufen und wo natürlich bei ALDI.

Abends machten wir, wie  das Touris machen, einen Spaziergang zum Obelisk von Oban und wieder war ich von der Weitläufigkeit dieses Landes mega überrascht. Die Sonne schien und der Blick aufs Meer war einfach malerisch.   

Unser erster Segeltag

Ja wir haben tatsächlich am Freitag  unsere Segel bekommen und so konnten wir am Samstag mittag echt los. Eine Herausforderung denn unser Rustler bzw. alle Rustler können nicht Rückwärts fahren. Aber nach wenigen Versuchen ging es zum Tanken und dann raus zum üben. Neill hat ganz in der Nähe eine Lagune gefunden und wir konnten üben Segel zu setzen und eine Boje fangen. Total aufregend, für ein Landei wie mich. Stuart MacDonald, er hat ein Buch über seine Weltumseglung geschrieben, meinte zu mir alles wird besser.

Nach einer ruhigen Nacht an der Boje segelten wir heut früh auf offene Meer mit ganz nettem Wind und total mega tolle Gegend. Wie gesagt ich war noch nie in Schottland aber es sieht genauso aus, wie man es aus Filmen z.B. Braveheart  kennt. Karge Steine, einsame Wege und unbeschreiblich schön.

Bild vom ersten Ankerplatz
Bild vom ersten Ankerplatz

Segeln ist wirklich mit Fahrrad fahren zu vergleichen, du bekommst unglaublich viele Eindrücke und das mit Steuern, Segel hissen und vieles mehr, werde ich schon noch lernen. Wir segelten durch Dorus Mor, an Corryvreckan (ein ziemlich großer Strudel) und  an Esdale vorbei, eine der zwei wichtigsten Schottischen Schiefer Industriestädten, dann weiter zum Ankern nach Puilladbhrain. Kein Mensch kann sich diese Namen merken, zumindest ich nicht, deshalb schreib ich sie auf, damit ihr nach schauen könnt, wo wir gerade sind. Und wenn uns jetzt jemand sehen könnte, würde er sich in ein Büro versetzt fühlen, denn jeder schreibt an seinem Blog.

Morgen geht es nach Oben mit hoffentlich genauso viel Wind wie heute.

Unser Abenteuer beginnt

Unser Abenteuer hat begonnen. Am Sonntag gings los. Von München nach Edinburgh und am Montag mit dem Bus nach Glasgow und dann weiter nach Ardfern.

Wir haben uns natürlich gleich das Boot angeschaut und Neill war mega begeistert dass alles super aufgeräumt und geputzt war.

Jetzt geht’s dann los dachte ich doch wenn es hier heisst alles ist gemacht dann schau lieber nach.

Ardfern in Schottland
Ardfern in Schottland

Keine Heizung kein Strom aber alles läuft super.

Ich lerne schnell dass wir nicht in Deutschland sind denn alles wird gemacht und ist kein Problem, aber eben wenn es passt oder irgendwann.

Wir haben eine nette Pension und die Wirtsleute sind super nett. Sie versuchen wirklich langsam und deutlich mit mir zu sprechen damit ich sie verstehe. Doch gestern Abend nach dem vierten Whisky haben wir uns super verstanden und ich habe mich doch tatsächlich getraut Englisch zu sprechen.

In der Marina sind alle super freundlich und jeder weiß glaube ich dass ich die Deutsche bin denn alle Grinsen und reden wirklich langsam.

Aber wenn Neill mit Ihnen schottisch spricht verstehe ich nur ‘Bahnhof”.

Aber voraussichtlich werden wir am Samstag unseren ersten Segeltörn machen.

Und morgen bekommen wir Segel.