Coll, Jura und Islay

24.5., 25.5. und 26.5.18

Nach einem langen aber wunderschönen Tag haben wir doch nach über 50 Seemeilen die Insel

Coll erreicht, in Gunna geankert und wieder einen traumhaften Sonnenuntergang erlebt.

So arbeiten wir uns Tag für Tag von den Outer Hebrides zurück Richtung Süden und wenn ich es euch sage, wir haben eine zweite Frau an Bord, Juhu !!Sie heißt Chiara – den Namen hab ich ausgesucht und sie ist die Windvane (für Nichtsegler, also für mich und zwei drei andere ist sie der Autopilot zum segeln). Ehrlich gesagt, habe ich keine Ahnung wie sie genau funktioniert, ich weiß nur dass ein Windruder ein Ruder im Wasser bewegt und sie dadurch sehr gut den Kurs halten kann.  

Das Wetter ist wunderschön und es sind sehr viel Segelboote unterwegs und wir sehen Ort, wo wir schon gewesen sind.  Der Wind treibt uns und plötzlich sind sie da, wie aus dem nichts vier Delphine schwimmen neben uns, spielen miteinander  – zumindest sieht es so aus – fangen, wow ich kann euch sagen dass war echt mega cool, doch so schnell wie sie da waren, waren sie auch wieder weg. Wir ankerten, wieder nach über 50 Seemeilen, in Loch Tarbert auf der Insel Jura, in den Büchern steht dass dies eine total wilde, geschützte Bucht ist und man sie unbedingt besuchen sollte – wir sind da schon etwas verwöhnt, denn wir sind ja schon auf dem Rückweg von den Outer Hebrides – aber sie ist wirklich schön und witzigerweise liegen so ca. 15 Meter über dem Meer wie Steinfelder. Neill erzählte, dass vor der Eiszeit dort oben wohl der Strand gewesen sein muss. Hört hört.

Isle of Gunna
Isle of Gunna

Am 26.5.18 durchquerten wir den Sound of Islay, dass ist eine 11 Meilen langer Durchgang zwischen den Inseln Jura und Islay und wenn du zur falschen Zeit an der Enge bist, schiebt dich die Strömung in die falsche Richtung. Okay, berechnen und früh aufstehen, das hieß in unserem Fall 3.30 Uhr !! Der Mond steht noch am Himmel, aber die Sonne kannst du schon hinterm Berg durch rote Dämmerung erkennen. Frühes Aufstehen hat schon etwas, aber jeden Tag muss das nicht sein.

Wir waren zum richtigen Zeitpunkt dort und die Strömung schob uns mit 11 Knoten durch den Sound – echt stark- dann Segel setzen und na wen wunderts, kein Wind mehr da. Egal ich will jetzt frühstücken und dann sehen wir weiter. Nach einem gemütlichen Frühstück kommt der Wind zurück und weiter gehts. Wir fahren an gefühlt tausendenden Whiskey Destillerien vorbei und klar denk ich gleich an Gremmel, mach ein Bild und schick es ihm. Eigentlich wollten wir zur Insel Gigha und dort ankern, aber die Wettervorhersage machte uns mit starkem Wind und Swell Warnung einen Strich durch die Rechnung, dann eben Port Ellen. Nachdem wir schon so früh los sind, waren wir um halb eins auch schon da, kein Problem, dann gehen wir in die Stadt, duschen, trinken ein Bier usw. usw.

Haha alle Pontoon sind voll und die Marina auch, okay dann gehen wir eben ankern, duschen nicht und trinken unseren Wein an Bord. Und morgen gehtˋs nach Irland !!!!!!!

Delfinen

22.5. und 23.5.18

Nachdem wir am Montag nur durchs kalte, verregnete Schottland gesegelt sind, mach ich gleich am Dienstag weiter. Wir haben einen wunderschönen Ankerplatz gefunden und am Dienstag morgen weckte uns gleich die Sonne. Es war zwar kalt, aber was doch ein bisschen Sonne ausmacht, wieder auf das offene Meer, Segel hissen und los gehtˋs, nur mit dem einen Unterschied, dass du nicht den Hals einziehen  musst, weil es so kalt ist, sondern die Sonne herrlich warm auf die Haut scheint. Das ist glaub ich segeln – bitte lacht mich nicht aus, aber mittags, wars tatsächlich so warm, dass ich meine dicke Jacke aufgemacht hab und später sogar ausgezogen. Dann rumliegen, lesen und die Wärme der Sonne genießen.

Später meinte Neill, hey Heidi schau doch mal ein Delphin und dann hab ich doch wirklich meinen ersten frei schwimmenden Delphin gesehen, nicht springend sondern nur einfach so dahin schwimmend, cool.

Castlebay - Isle of Barra
Castlebay – Isle of Barra

Unser Ziel war Castlebay auf der Insel Barra, eine wunderschöne kleine Stadt mit einer Burg direkt im Hafen, es sieht ein bisschen so auf wie am Reschensee, wo der Kirchturm im Wasser steht, nur dass es hier eine ganze Burg ist. Eigentlich wollten wir ankern, doch plötzlich bekommen wir einen Funkspruch: “ das blaue Boot in Castlebay Hafen” ich sag zu Neill ich glaub, der meint uns und Neill antwortete. Unser freundlicher “Aufpasser” saß in einem großen Motorboot im Hafen und meinte, dass wo wir ankern wollten viele Ketten liegen und wenn wir wollten, könnten wir seine Boje direkt davor benutzen. Wir bedankten uns und parkten mal eben um, Dingi aufpumpen und an Land rudern – wie jedes mal wenn wir einen Landgang planen.

Wir schauten bei dem Motorboot vorbei und Brian erklärte uns, dass wir gerne seine Boje benützen können, denn er ist jetzt eine Woche weg; er schippert 12 Deutsche von Oben nach Stornoway dazwischen noch verschiedene Sehenswürdigkeiten und er kommt erst am Samstag abend wieder zurück. Da die Wind- und Wettervorhersagen für Mittwoch sehr wenig Wind prognostizierten, planten wir einen Landgang und spazieren gehen und am Nachmittag noch umzuziehn in die Vatersay Bay direkt ums Eck, wo es einen herrlichen Sandstrand gibt.

Wirklich wir fahren in die Bucht ein und es erstreckt sich ein weißer Sandstrand mit Dünen, grünem und kristallklarem Wasser.

Karibik Feeling echt genial, wir springen ins Dingi um einen Strandspaziergang zu machen. Wir laufen die Straße entlang, denn es gibt auch einen Landweg wo die Insel Vatersay und Barra durch eine Aufschüttung miteinander verbunden sind, aber nachdem wir gefühlt noch eine Ewigkeit zu laufen gehabt hätten, gab ich mich schließlich mit dem Blick auf den Causeway zufrieden. Zurück an Bord, Dingi verstauen, denn morgen wollen wir weiter Richtung Coll.

Vatersay Bay
Vatersay Bay

Lochmaddy

20.5.18

Nach jetzt einer Woche Genesungszeit werden wir morgen wieder losfahren.

Letzten Montag morgen hat uns das Boot der Küstenwache hierher gebracht und mich zum Arzt. Jetzt geht es mir wieder so gut, dass wir morgen wieder in See stechen können.

Lochmaddy ist ein nettes Dorf, das gefühlt alles hat, einen Gift Shop, (einen kleinen Linder, wo es Geschenke, Backformen, Geschirr aber auch Schrauben und kleine Werkzeuge) einen Laden, ein Hotel, ein Museum, ein Gericht, ein Medikalcenter, eine Polizeistation und einen Pub gibt.

Jeder kennt jeden und jeder weiß nach drei Tagen, wer wir sind, jeder fragt mich, wie es mir geht und alle sind super nett. Aber nachdem wir jeden dreimal spazieren gegangen sind wundert mich das auch nicht.

Gestern haben wir uns zum Großeinkauf nach Sollas aufgemacht, dort gibt es einen grösseren Coop und nachdem unsere Bestände etwas geschrumpft sind, wollten wir uns für die Weiterfahrt rüsten. Die 14 km fuhren wir mit dem Bus und sagten zum Busfahrer, dass wir uns den Sandstrand noch anschauen wollen, er ließ uns gleich vorher aussteigen, so dass wir eine Runde  laufen konnten.

Sollas Strand
Sollas Strand

Wir liefen wirklich auf eine wunderschönen Sandstrand mit ca. einer Länge von 3 km zu. Der Atlantik brachte riesige Wellen und wir hatten überhaupt keine Lust auf baden, aber die riesigen Sanddünen waren sehr beeindruckend.

Okay wir dachten, wir trinken einen Kaffee, kaufen ein und fahren mit dem nächsten Bus zurück, aber in Sollas gibt es nichts, außer einen Coop. Wir fragten im Laden nach, wo es denn ein Cafe gibt und die freundliche Verkäuferin meinte das nächste gibt es in Lochmaddy, super denn da kommen wir ja her.

Wir machten uns auf den Weg und bei den nächsten Häusern, gab es eine Ausstellung( diese Ausstellung findet 3 Wochen im Jahr statt und dort gibt es auch Kaffee – haben wir Glück) wir unterhielten uns mit der Künstlerin und sie erzählte uns, dass ihre Schwiegertochter Deutsche ist und kurz darauf haben wir sie auch kennen gelernt. Wir erfuhren, dass sie in Edinburgh Englisch studiert hat, ihren Doktortitel gemacht hat und einfach hängen geblieben ist, geheiratet und jetzt zwei Kinder hat.

Wir gingen dann einkaufen und fuhren nach Lochmaddy zurück.

Ich wollte mich nochmal bei Jon Mac Donald bedanken, er ist der Chef von der Marina, ist bei der Küstenwache und arbeitet bei der Fährgesellschaft, denn er war so wahnsinnig hilfsbereit und hat sich immer nach meinem Wohlergehen erkundigt und uns geholfen, bei allem was wir brauchten.

So blöd das mit meinem Rücken auch war, aber wir hätten wirklich keinen besseren Platz zur Genesung finden können.

Von Stornoway nach Süden

13.5.18

Nachdem wir Stornoway verlassen haben gehtˋs jetzt ab in den Süden – hey ab in den Süden der Sonne hinterher …… Aber dafür brauchen wir Wind und am besten aus der richtigen Richtung, man nehme so man habe. Der Wind kam aber klar aus der falschen Richtung, dann haben wir einen Tack nach dem anderen gemacht, mit dem Ergebnis, dass wir kaum vorwärts kamen.

Die Shiant Inseln, an denen wir schon in der anderen Richtung vorbeigefahren sind, sind  unbewohnt und gefühlt gibtˋs hier tausend Vögel, dann bleiben wir eben dort vor Anker.

Shiant Isles
Shiant Isles und ihre verrückte Vögel

Wir fahren in die Bucht ein, da seh ich Schafe an einer Klippe hängen und ich habe keine Ahnung wie die da hingekommen sind und Vögel im Wasser, am Himmel auf der Insel einfach überall (Möwen, Puffins, Enten und was auch immer)- echt irre und wir und drei Kajakfahrer, die auf der Insel übernachten, mittendrin.

Shiant Isles
Shiant Isles

14.5.18

Mit dem Motor raus und wieder kein Wind, also dann beschäftigen wir uns mit Boot aufräumen und Hausarbeit und Neill schrubbt das Deck. Mittags – mangels Wind – beschließen wir nach Loch Maddy zu motoren. Doch dann kommt Wind und wir segeln.

Als wir ankern verdreh ich mir irgendwie blöd den Rücken und kann mich nur noch hinlegen. Mit einer Wärmflasche und IBUPROFEN versorgt, denke ich, wird es schon, leider nein.

Nach gefühlt einer endlosen Nacht, nimmt Neill Kontakt mit der Stornoway Coastguard auf, er schildert meine Situation und dass wir aufgrund der starken Wellen und Windverhältnisse nicht unseren Ankerplatz verlassen können. Die Coastguard bespricht sich mit einem Arzt und geben uns Bescheid, dass sie uns ein Boot vorbeischicken.

Tatsächlich kommt ein riesiges Coastguard Boot, legt bei uns an und eskortiert uns nach Lochmaddy, die Sanitäter und alle anderen Besatzungsmitglieder sind super nett und freundlich.

Sie erzählen, dass sie ein neues Boot haben, dass 640 PS (Kosten 2,1 Millionen Pfund) hat und einfach alles kann und es für sie das erste mal ist, dass sie es ausprobieren können – mir wäre es tausendmal lieber gewesen, dass sie es bei jemand anderen hätten testen können aber ich war auch mega froh und dankbar, dass Hilfe da war.

In Lochmaddy wurde ich zu einem Arzt gebracht, der mich wirklich mit sehr guten Schmerzmitteln versorgt hat, so daß ich heute fast den ganzen Tag nur geschlafen habe und es mir jetzt wieder viel besser geht.

Also an alle mir gehtˋs schon wieder ganz gut und kein Grund zur Sorge, doch ich dachte, dass ich auch über die Unannehmlichkeiten schreiben muss. Also bis bald und macht euch keine Sorgen um mich.

Auf nach Stornoway

Jeden Tag, seit wir auf den Weg gemacht haben hören wir die Nachrichten der Küstenwache und der Wettervorhersage von Stornoway und jetzt waren wir auf dem Weg dahin, der Hauptstadt der Outer Hebridies. Wir fuhren wieder durch das Fjord von Loch Seaford und es war diesmal nicht weniger beeindruckend als bei der Einfahrt. Dann Hauptsegel setzen und Stornoway wir kommen. Alles läuft super, alles bestens, wir kommen gut voran der Wind aus der richtigen Richtung, blauer Himmel,  ich geh runter um etwas zum essen zu machen, ein bisschen zu lesen usw.

Neill fragte mich, wieviel  Windstärke wir haben und ich meinte 18 Knoten, ich trödelte so vor mich hin und urplötzlich fing es an zu stürmen, zu schütten und der Wind hatte auf 27 Knoten zugelegt. Ok, jetzt Hauptsegel riefen, jetzt.

Ich der Supersegler hatte alle Hände voll zu tun, um den Anweisungen zu folgen, aber es lief echt super, geschafft.

Und so schnell wie der Sturm aufgezogen war, war er auch wieder vorbei, dann wieder blauer Himmel als wäre nichts geschehen und wir konnten mühelos nach Stornoway segeln.

Stornoway Hafen
Stornoway Hafen

Ganz brav haben wir uns beim Hafen angemeldet und man sagte uns, dass jemand kommen würde, um uns einen Platz anzuweisen. Wir fuhren rein und tatsächlich kam ein junger Mann der uns einen Liegeplatz zuweisen wollte, ja ihr habt richtig gehört wollte, denn unser Boot ein Rastler 36 geht nicht rückwärts zu fahren. Sie (Boote sind weiblich) dreht meistens den Arsch in den Wind, worauf du dich aber nicht verlassen kannst. Wir nahmen einen Platz am Hammerhead und der Hafenarbeiter meinte, nach Rückfrage bei seinem Chef, dass es für eine Nacht kein Problem sei. Puh, wir sind in Stornoway, jetzt waschen, duschen, einkaufen und einen Stadtbummel machen, essen gehen und Menschen anschauen.

Wir haben in Oben einen Mann aus Stornoway getroffen, der wissen wollte, was wir für ein Boot haben und er hat uns erzählt, dass sein Boot in Stornoway liegt und wir haben ihn auch tatsächlich getroffen; ja Zufälle gibt es.

Nach erfolgten Arbeiten gingen wir essen und haben uns Schlau gemacht wie wir nach Callanish (das sind Steine, die dort seit 5000 Jahren stehen, ähnlich wie Stone Henge) kommen.

Callanish
Callanish

Per Bus ging es Freitag morgen dahin, wir Touris haben uns die Steine angeschaut und viel über die Geschichte und die Mythen erfahren.

Wieder einmal hab ich festgestellt, dass ich mit Sicherheit keine Schottin werde, denn es kamen echt viele Radler (ca. 10 Stück) mit kurzen Hosen und Trikos entgegen, hey Leute es hatte vielleicht 9 Grad – die spinnen diese Schotten.

Loch Grimshalder
Loch Grimshalder

Wir fuhren zurück und um drei Uhr nachmittags verließen wir Stornoway um, wegen der starken Wellenwarnung, in der nächsten Bucht Loch Grimshader vor Anker zu gehen.

Tarbert

Weil ich ja ständig friere, meinte Neill, wenn wir nach Harris kommen, bekommst du eine Decke von mir, denn dort gibt es die Original Schafwolle Decken der Marke Harris Tweed. Ja und jetzt waren wir hier, versteckt vor dem Sturm in einer geschützten Bucht. Also dann Dingi aufblasen, an Land rudern und dann einen Weg nach Tarbert, das ist die Hauptstadt von Harris, suchen.

Wir spazierten den Berg hinauf und entdeckten doch wirklich einen Fußweg der nach Tabert führt 8 km ok das ist machbar für uns und über den Rückweg machten wir uns erst einmal keine Gedanken, denn es gibt sicher einen Bus, ein Taxi oder vielleicht jemanden der uns mit nimmt.

Der Wind blies uns entgegen und als wir den Pass erreicht hatten, war der Sturm auch hier sehr gut zu spüren, aber kein Problem es geht ja bergab, vergiss es, wenn dir ein Wind mit – keine Ahnung wieviel Knoten – entgegenbläst. Vorher sagten wir noch:” so viele Mountainbike Abdrücke, schade, dass wir keine Fahrräder dabei haben”, aber jetzt waren wir echt froh, denn wenn du dich schon zum Bergab laufen anstrengen musst, ist das nicht nett und wäre mit dem Fahrrad auch nicht besser.

auf dem Weg nach Tarbert
auf dem Weg nach Tarbert

Wir plagten uns wirklich den Pass runter, am Meer entlang, den Pass zur Hauptstraße rauf und den restlichen Weg nach Tabert bei massivem Gegenwind. Aber das Ziel unserer Mission vor Augen fanden wir den Laden wo es die Original Harris Tweed Schafwolldecken gibt und erstanden eine wunderschöne Decke, damit ich nicht immer frieren muß.

Anschließend gönnten wir uns noch eine heiße Schokolade und einen Brownie, der sowas von lecker schmeckte, dass ich bestimmt noch drei oder vier hätte vernichten können. Frisch gestärkt machten wir uns dann auf den Heimweg, eh Leute, das war echt ein Spaziergang, vom Wind geschoben echt easy sogar den Berg rauf, blies uns der Wind und als wir wieder zurück waren, mussten wir unsere Neugier vom Tag vorher befriedigen.

Denn vom Boot aus, haben wir ein Feld mit vielen Steinen gesehen und Neill meinte, dass ist bestimmt der Friedhof und ich hatte ja, wie meistens keine Ahnung, meinte aber, das schauen wir uns morgen einfach an. Was soll ich sagen, natürlich hat er Recht gehabt und wir haben den aktuellen und einen Friedhof vom 1. Weltkrieg gefunden, dann nach ca. 20 Km Fußmarsch hat es uns dann echt gereicht und ich war heilfroh dass ich nicht mehr zurück rudern musste.

Auf unser Artemis angelangt freuten wir uns rießig über einen erfolgreichen Tag mit vielen Eindrücken von einer Insel, auf der nur 1691 Menschen leben – vor 60 Jahren waren es noch doppelt so viele. In Tabert gibt es auch eine Destillerie, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, Arbeitsplätze zu schaffen, damit nicht noch mehr Leute von hier wegziehen. Hoffentlich gelingt es ihnen, aber ich glaube, man muss schon hier geboren sein, um eine so karge Landschaft auszuhalten. Ich finde es mega beeindruckend und wunderschön das alles hier zu sehen, aber ein Leben hier könnte ich mir beim besten Willen nicht vorstellen.

Motorreperatur

Eigentlich müsste ja chronologisch dieser Beitrag vor der Fahrt nach Harris kommen und ob ihr es glaubt oder nicht, ich hatte ihn schon geschrieben aber mangels Internet konnte ich mein Schreibportal nicht öffnen, da hab ich es in einem anderen Programm gemacht. Ich wollte den Text, wie ich es immer mache kopieren und plötzlich war er weg. Dann eben nochmal.

Am Sonntag hatten wir ja den Auftrag segeln zu gehen und verschiedene Dinge auszuprobieren, Segeln mit Motor und ohne, Kränkung und ohne usw.

Voll motiviert fuhren wir mit dem Motor raus und setzten das Genoa und was war, kein Wind. Macht ja nix, wir haben ja Zeit und keinen Stress, der Wind wird schon kommen, wir trinken erst mal einen Kaffee dann gehtˋs bestimmt. Nach einer Stunde Kaffee trinken und totaler Flaute, überlegten wir, nach Kyle zu fahren und dort unsere Essensvorräte aufzufüllen. Gesagt getan, Motor angemacht und los gings, zum ich weiß nicht wievielten mal unter der Skye Brücke durch und plötzlich kam Wind auf. Egal, jetzt waren wir schon hier und haben auch eingekauft, Gas und was zum Essen.

Skye
Skye

1,5 Stunden später fuhren wir zurück bei richtig gutem Wind, wir segelten und probierten alles aus, was Douglas – so heißt nämlich unser Super Ingeneur – gesagt hatte und unser Boot verhielt sich genauso, wie er es prognostiziert hatte.

Lange Rede super Ergebnis, so wie ich es verstanden hab, waren einfach zwei Schläuche beim zusammenbauen vertauscht worden und somit hatten wir ständig Salzwasser im Motor.

Aber Douglas – Danke nochmal – hat am Montag alles repariert, einen Ölwechsel gemacht und so haben wir jetzt einen intakten Motor mit dem wir auch segeln können.

Auf dem Weg nach Harris

Wir sind pünktlich um halb acht aufgestanden und da wir ja eventuell bis nach Harris wollten auch ohne Frühstück losgefahren. Nach kurzer Zeit  waren wir auf dem offenen Meer und setzten das Hauptsegel und das Jib und dann kam der Wind aus der richtigen Richtung und wir kamen super gut voran. Wir frühstückten unterwegs und durchfuhren Caol Rona, das ist ein kleiner Durchgang zwischen den Inseln Raasay und Rona, ich hatte das Gefühl, dass ich nur meinen Arm ausstrecken muss und die Insel erreichen kann. Hier wäre die erste Möglichkeit gewesen zu ankern, falls uns der Wind einen Strich durch die Rechnung macht, aber wir kamen gut voran und weitergings. Am Ende von Skye ragten zwei seltsam aussehende Gesteine aus dem Meer, sie heißen Stacks.

Und wir segelten weiter denn der Wind meinte es heute sehr gut mit uns, im Wetterbericht haben sie für morgen nachmittag eine Sturmwarnung gegeben und da wollten wir uns dann in einer geschützten Bucht aufhalten, wenn möglich sogar in Harris.

Wir segelten und Puffins, dass sind echt witzige Vögel, sie sehen aus wie kleine Pinguine mit Flügeln. Sie sind nicht die besten Flieger, einer schwamm direkt vor uns und plötzlich hatte er unser Boot entdeckt und versuchte weg zu fliegen doch irgendwie bekam er das nicht hin und er flog, schwamm oder was auch immer direkt in die Welle vor ihm. Aber ihm ist nichts passiert, ich hab nach hinten geschaut und er ist aufgetaucht, hat sich geschütteln und ist weiter geschwommen.

Und nach neun Stunden haben wir dann Harris erreicht, dort gibt es auch eine Brücke zum Festland und es sieht einfach lustig aus, wenn du vom Meer aus eine riesige Brücke zwischen zwei Landstücken siehst. Wir bogen ins Loch Seaforth ein und es war mega beindruckend, es ist ein Fjord, der 65 Meter tief ist und total schmal wird. Auf der Seite ist eine riesige Fischfarm und vorher hatten wir zum Teil Windstärken von bis zu 24 Knoten und plötzlich war kein Wind mehr da. Neill meinte wir haben ja Zeit, deshalb trödeln wir einfach vor uns hin, vielleicht kommt ja noch ein bisschen Wind sonst können wir den Motor immer noch einschalten.

Loch Seaforth
Loch Seaforth

Okay, ich war so beeindruckt von dem Naturschauspiel, dass mich die plötzliche Windboe fast etwas überfordert hätte, den von 0 Wind auf mindestens 26 Knoten, Neill, der unten war hat bei 26 aufgehört zu schauen, da ich doch nicht ganz ohne kurzen Aufschrei blieb.

Ich hatte echt das Gefühl, dass das Boot kippt, aber keine Panik denn so schnell wie der Wind da war, war er auch wieder weg. Wir haben die Segel weggeräumt und zum Ankerplatz gings dann mit dem Motor.

Wir sind immer noch ganz überwältigt, wir sind in den Outer Hebrides fast ganz am Nord Westlichsten Punkt von Schottland. ??

Wandertag

Ja ihr lest ganz richtig, heute haben wir einen Wandertag gemacht. Wir sind in Plockton und wie kann es anders sein, noch mit unserem Motor beschäftigt, denn er macht immer noch Probleme, deshalb hat ein Mechaniker am Freitag nochmal nachgeschaut und jetzt sieht es so aus, als ob das Problem gefunden wurde – wir hoffen das Beste.

Deshalb haben wir heute beschlossen, das Umland und die Berge zu besteigen. Dank GPS haben wir natürlich auch Open Street Maps dabei und das bedeutet, dass wir alle Wege auf dem GPS draufhaben. Gesagt getan; Wir wollten auf den nächsten Berg gehen und uns die Welt von oben anschauen – leider zu Fuß – denn unsere Fahrräder sind immer noch nicht bei uns (wir werden sie bei Neillˋs Schwester erst an Bord nehmen). Echt schade, denn es wären wirklich total schöne Wege zum radeln gewesen und wir wären einfach viel schneller, aber immerhin haben wir doch fast 11 km und fast 500 Höhenmeter geschafft.

Wir haben eine Schranke passiert, wo stand wenn jemand zu dem Handymasten möchte, soll er eine besimmte Telefonnummer anrufen, da wussten wir, dass wir den hinteren Berg besteigen, denn den Masten sehen wir schon seit zwei Tagen vom Boot aus.

Es war heute den ganzen Tag trocken und sogar die Sonne hat rausgeschaut, weiter oben erstreckte sich unser Blick ins Landesinnere. Eine traumhafte Sicht mit drei Weihern und am Horizont waren schneebedeckte Berge, Neill meinte dort hinten im Norden hört Schottland auf.

Über Plockton
Über Plockton

Ganz oben auf dem Berg angelangt, hat der Wind uns fast weggeweht – echt wild. Also nur kurz Fotos machen und dann wieder 10 Meter tiefer in den Windschatten des Gipfels. Für den Rückweg haben wir den Weg an einem wunderschönen Schloß vorbei direkt am Meer gewählt.

Nach einer kurzen Brotzeit gings weiter noch zu einem Kriegerdenkmal und dann nochmal einen kleinen Berg rauf – von nix bekommen wir ja keine Höhenmeter – wieder runter und zurück zum Hafen in Plockton.

Für mich war hier gedanklich schon Feierabend, denn Neill muss uns ja noch zum Boot zurückpaddeln – denkste!!!!! Als wir zum Pontoon kommen windet es unglaublich mit weißer Gischt auf den Wellen. Neill meinte: “ Keine Chance, gegen diese Wellen, kann ich nicht anrudern”, also dann warten wir ab (seelisch und moralisch war ich schon total auf einen Kaffee auf unser Artemis eingestellt, aber bei dem Seegang war leider nix zu machen).

Wir setzten uns auf ein Bänkchen und hofften, dass der Wind nachließ. Doch da kamen zwei junge Leute, die so aussahen, als ob ihnen das kleine Motorboot gehört, das am Pontoon festgemacht war und wir haben sie gefragt, ob sie uns mitnehmen könnten und natürlich haben sie uns mitgenommen. Sie haben uns erzählt, dass sie das Beiboot zu einem Schulschiff (Segelboot) sind das auch hier in Plockton liegt und heute abend kommen noch Studenten, die dann für eine Woche segeln lernen.

Wir waren mächtig froh, dass sie uns mitgenommen haben, denn jetzt ist 22 Uhr und die Wellen sind keinesfalls weniger geworden – nee eher mehr – und morgen gehen wir segeln um verschiedene Test auszuführen. Wir sind sehr zuversichtlich und was dabei rauskommt erzähl ich euch  beim nächsten Eintrag.

Über mich

Bestimmt stellt ihr euch schon lange die Frage wie gehtˋs Heidi denn auf dem Boot, ist sie seekrank oder wie läuft ihr Tag so ab?

Also mir gehtˋs echt gut. Mir ist weder schlecht noch schwindelig noch sonst irgendetwas. Ich hab nur gedacht, dass ich erst eine Weile auf dem Boot sein muss um so etwas zu behaupten.

Manchmal ist der Seegang ein bisschen wackelig aber das gehört dazu.

Am Abend vorher überlegen wir, was wir am nächsten Tag anstellen, dann wird als erstes der Wetterbericht angeschaut, was der Wind macht und von welcher Richtung er kommt. Es wird überlegt, wo es hingehen soll, dann wird ein Ankerplatz ausgesucht.

Nach dem Frühstück gehtˋs los, Anker einholen  erst kurz mit dem Motor fahren und dann segeln, je nachdem wie der Wind ist, kann es schon sein, dass wir schneller oder viel langsamer sind, dann heißt es wieder überlegen doch weiter zu segeln oder doch einen näheren Ankerplatz oder was ähnlichem zu suchen.

Dann erlebst du tausend Eindrücke im vorbeifahren( und wenns richtig schön warm ist, im Windschatten oder so, leg ich mich einfach in die Sonne und döse vor mich hin oder schlaf ein).

Heidi in Standby
Heidi in Standby

Schottland ist wirklich unglaublich schön !!!!!  (ja ich weiß, dass ich mich wiederhole) unterwegs wird ein Brot geschmiert, ein Apfel gegessen oder eine Suppe gekocht, nix aufregendes außer ich bekomm Unterzucker, dann kann es schon sein, dass ich schnell Pfannkuchen mache. Später dann wird geankert und alles fest gemacht. Es kommt es darauf an, wie ruhig das Meer ist; ob wir das Dingi aufblasen und einen Landausflug machen. Je nachdem wird das Essen auf früher oder später verschoben. Mit vollem Bauch und nach getätigtem Abwasch,  wird entweder gelesen, geschrieben oder einfach nur gequatscht. Auf jeden Fall haben wir uns meistens ein Glas Wein oder einen Baileys verdient.

So jetzt wisst ihr Bescheid, wie ein Tag bei mir abläuft. Aber wenn der Wind macht was er will, werden unsere ganzen Überlegungen über Bord geworfen und wir entscheiden dann situativ.

Ja wenn ich etwas beim segeln gelernt habe, ist es dass es manchmal ganz anders kommt.

Deshalb fahren wir dahin wohin uns der Wind bläst und bleiben so lange, bis wir kein Geld mehr haben.