1 Tag nach Madeira 15.10.18
Start 7 Uhr Aufstehen 5.45 und frühstücken, dann fahren wir mit dem Motor den Fluß entlang über den Bar.
Sobald wir auf dem Meer waren, kam die Angel raus und kaum war sie im Wasser, zappelte bereits etwas am Haken. Max meinte willst du mich verarschen oder ? aber nein er hatte wirklich einen kleinen Thunfisch gefangen voll cool nur leider viel zu klein für uns, dann eben Haken raus und zurück ins Meer.
Leider war das Meer zu wellig und rauh (mit bis zu 25 kn) darum gab es nur ein Wurstbrot zu Mittag, Max hatte die Angel wieder eingepackt und legte sich etwas hin und da ich auch müde war habe ich gleich eine Stunde geschlafen. Der Wind war so kräftig, dass wir dreimal riefen mussten und es hat geregnet und es war einfach nur bäh – im Allgäu würde man sagen “Kanabewetter”. Als ich ging aufs Klo ging konnte mich nicht richtig festhalten und fiel durch die geschlossene Tür zurück auf den Boden die Männer draußen haben nur einen Knall gehört und Angst bekommen doch nix passiert nur Saulustig. Gegen halb fünf hat sich Neill etwas hingelegt und ich die erste Schicht übernommen. Da wir so viel Swell hatten wurde Neill in unserer Koje bis zur Decke geworfen daraufhin wurde kurzerhand unser Bett in den Salon verlegt und weil wir ja eh immer im Schichtbetrieb wach waren, hat auch ein Bett zum schlafen gereicht.
2. Tag
Über Nacht blieb die See etwas rauh mit bis zu 25 kn doch es war wunderbar Wolken, Mond und manchmal Sterne ich wollte eigentlich bis wir die 60 Nm voll hatten wach bleiben aber bei 59.5 war ich so müde dass ich Neill aufgeweckt habe dann durfte ich bis 6.30 Uhr schlafen. Heute wollte ich frühstücken und auch mittags etwas essen denn gestern gab es ja nur Brot.
Nach dem gemeinsamen Frühstück habe ich die Männer wieder ins Bett geschickt und auf meinem Speiseplan stand eigentlich Pilz Lasagne – hab mir extra das Rezept runtergeladen – doch als mir schon das Wasser vom Ofen gehüpft ist gab es kurzerhand nur Nudeln mit Pilzen und Speck. Der Nachmittag verlief total ruhig und entspannt. Schlafen essen und lesen und jetzt um 21.15 Uhr sitze ich wieder draußen mitten im Meer. Der Himmel ist voll mit Sternen und das Mondlicht reflektiert im Wasser traumhaft schön diese Weite und Ruhe. Um 0.20 kam Neill und fragte wie lange ich noch machen wollte doch ich war noch nicht müde und schickte ihn nochmal ins Bett. Um 1.30 Uhr war Schichtwechsel und ich ging schlafen; Neill bis 5.30 Uhr und dann war Max an der Reihe.
3. Tag
Ich übernahm um 8.30 Uhr wieder und Max legte sich wieder hin. Gemeinsames Frühstück um 10.45 danach aufräumen, Brot backen und etwas putzen. Irgendwie gibt es immer etwas zu tun an Board. Wir saßen draußen und ich meinte, dass wir etwas Sonne gebrauchen könnten denn unser Stromhaushalt (Solar) war etwas niedrig. Sie kam wie bestellt und Max packte die Angel ins Meer und ob ihr es glaubt oder nicht er hat den 2.Fisch gefangen, er wusste zwar nicht was für einen und zu klein war er auch aber vielleicht fängt er ja Mal einen den wir essen können. Ich sollte ihn festhalten, doch der schlüpfrige Kerl wollte das überhaupt nicht, er zappelte bis Max den Haken wieder entfernt hatte und ab ging’s zurück ins Meer aber ein Foto habe ich schon gemacht. Nach soviel Adrenalin legte sich Max wieder hin weil ihm etwas flau im Magen war.
Eigentlich wollten wir wieder etwas vor schlafen aber irgendwie schaffte es heute keiner. Okay dann fang ich halt zum Kochen an und draußen wird’s dunkel. Es zieht ein Sturm auf und wir packen ⅔ unseres Genoa weg, trotzdem machen wir noch 5 Knoten und nach dem Essen sitzen wir draußen und beobachten das Wetter. Ganz anders als sonst üblich übernimmt Neill die erste Wache, denn er möchte dass sich alles ein bisschen stabilisiert hat bevor ich übernehme.
Kurz vor 23 Uhr wechseln wir, der Wind bläst immer noch mit 22 Knoten aber Neill hat alles so eingestellt dass ich nur ab und zu den Kopf rausstrecken muss und nicht die ganze Zeit über draußen sitzen muss.
Falls ich es noch nicht erwähnt haben sollte liebe ich unsere Chiara – unsere Windvane – sie macht ihre Arbeit mit Bravour und wenn ich denke, dass sonst immer einer von uns steuern müsste, wäre das echt kein Spaß und mega anstrengend.
Wir haben heute über Weltumsegler gesprochen, die den Golden Globe machen (das ist eine Segelregatta) die machen das ganz alleine, kein Telefon, kein Landgang, keine sozialen Kontakte (für mich absolut unvorstellbar so lange mit niemandem zu reden) und den ganzen Vorrat für ca. 90 Tage oder so an Board zu haben . Wenn wir wieder Mal Internet haben muss ich mich da mal schlau machen und echt mehr darüber lesen.
Leider war die Nacht alles andere als ruhig und keiner von uns hat wirklich geschlafen, das bedeutet wir hatten viele Wellen von der Seite und Max litt leider sehr unter Seekrankheit – doch zum Glück musste er sich wenigstens nicht übergeben.
4. Tag
Um halb sechs hatten wir ein Schiff auf Kollisionskurs und Neill fragte über Funk nach ob er uns gesehen hat, der Skipper war total nett und meinte ,er sieht uns nicht auf dem Radar weil die Wellen so groß sind darauf meine Neill ja wir sind da dazwischen. Er änderte seinen Kurs und wünschte uns noch eine gute Reise.
Als es hell wurde wechselten wir die Segel damit unsere Chiara etwas besser zurecht kommt und um 10 Uhr gleich noch Mal. Jetzt ist erst Mal etwas Schlaf nachholen angesagt. Max geht’s leider immer noch nicht so gut und deshalb kann er die ganze Segelei gar nicht so richtig genießen.
Die Sonne scheint und wir kommen gut voran doch eine schwarze Regenwand kommt uns entgegen und wir treffen ein paar Vorkehrungen, dann fängt es auch schon zu regnen an wie aus Kübeln pisst es und jetzt müssen wir immer die Glasscheibe als Schutz vor Spritzwasser im Innenraum des Bootes einschieben.
Irgendwie kommen Schottland Erinnerungen zum Vorschein Gilljacken und -hosen aber wir sind wenigstens drunter trocken, als wir das Hauptsegel wegmachen ist Max, der leider nicht so gut ausgestattet ist wie wir, Nass bis auf die Haut geworden. Es gießt in Strömen und wir versuchen so gut es geht drin zu bleiben aber ab und zu lässt es sich nicht vermeiden das einer von uns draussen ist. Das Meer ist immer noch etwas unruhig und die Seiten unserer Artemis stehen häufig unter Wasser, der Wind bläst stark und wir reduzieren die Segel auf fast ein Taschentuch Größe und fahren immer noch mit 5 Knoten dahin. Neill meinte, dass wir überlegen müssen ob unser Ziel wirklich Madeira bleibt oder ob wir nicht wegen der starken Swell von der Seite gleich weiter in Richtung Lanzarote abdrehen sollten. Ihr könnt es euch ungefähr so vorstellen wie auf dem Rummelplatz in so einer Kaffeetasse ihr bewegt euch rauf und runter und gleichzeitig noch von links nach rechts, irgendwie creepy.
Wegen der starken Wellen gibt’s nur gekochte Kartoffeln und da die Sonne schon kurz nach 18 Uhr untergeht versuchen wir diese Nacht besser zu schlafen und gehen sehr früh schlafen.
5 Tag
Heute Nacht um drei ist die Entscheidung gefallen wir segeln weiter nach Lanzarote, denn die Entfernung von uns nach Madeira oder nach Lanzarote ist die gleiche nur mit dem kleinen Unterschied, dass die Wellen von hinten und nicht von der Seite kommen. Wir sind heute mega fleißig versuchen alle nassen Sachen zu trocken und ich überlege was ich koche; wir haben kaum noch Brot aber Joghurt der weg muss also backe ich Scons. Da unser Kühlschrank immer noch Kapriolen schlägt versuch ich möglichst Dinge zu kaufen, denen die Kühlkette nicht so wichtig ist und dann gibt’s eben mittags Pizza. Nach soviel “hausfraulichen Tätigkeiten” bin ich echt am Arsch und muss mich ein bisschen hinlegen, die Männer spülen und ich mach ein Schläfchen und die Swell macht etwas Karusell fahren mit uns. Gegen halb sieben, die Sonne ist schon untergegangen gibtˋs dann erst Kaffee (weil wir zuwenig Hände zum essen und trinken gleichzeitig haben) und dann erst Scons.
Der Wind hat jetzt nachgelassen und unser Boot scheint jetzt etwas ruhiger zu werden. Das Genoa schlägt hin und her und wir packen es weg und hissen das Mainsail; das ist leider auch nicht viel besser und deshalb wird kurz nach Sonnenaufgang unser super leichtes Vorsegel gehisst.
6. Tag
Das hat den Vorteil, da es so leicht ist, dass man auch mit sehr wenig Wind segeln kann, aber den Nachteil, dass wenn plötzlich viel Wind aufkommt es schwierig ist das Segel wieder weg zu bekommen. Voll cool wir haben das Chute – so heißt das leichte Segel und bei nur 5 Knoten Wind geht die Post ab und wir segeln fast genau so schnell dahin – tolles Gefühl. Jetzt fängt es leicht zu regnen an und ein kleiner Vogel, keine Ahnung es sieht aus wie ein Spatz, fliegt hier draußen ca. 160 Nm vom Land entfernt ums Boot, er ist total fertig und landet neben Neill – aber das ist ihm dann doch zu suspekt und er legt unter der Solaranlage eine kleine Pause ein.
Als es stark zu regnen angefangen hat und gar kein Wind mehr war konnten wir aber unser Chute problemlos nur leider ganz nass abnehmen und verstauen. Ja wir sind jetzt ca. 150 Nm von Lanzarote entfernt und haben den Motor eingeschaltet und hoffen immer noch, dass in der Nacht der Wind zurück kommt und wir wieder die Segel setzen können und den Rest einfach noch zu Ende segeln. Ich habe wieder die erste Wache da wir jetzt wieder im Bereich von menschlicher Zivilisation (natürlich Quatsch nein jetzt einfach wieder viele Boote unterwegs sind) und ich werde Ausschau nach anderen Schiffen oder ähnlichem halten. Der Mond ist aufgegangen und spitzelt durch die weißen Wolken und es sieht aus, als ob der ganze Himmel voll Wattebäuschen ist und in den Zwischenräumen sind funkelnde Sterne versteckt. Ich würde ja gerne ein Bild davon machen damit ihr es euch vorstellen könnt doch leider sieht man das auf keinem Bild – zumindest nicht auf denen die meine Kamera macht. Jetzt hoffe ich, dass es trocken bleibt den kalt ist es Gott sei Dank überhaupt nicht.
7. Tag
Es ist trocken geblieben und der Wind ist auch zurückgekommen, nachdem sich gestern abend die Main Halyard hinter dem Radar verfangen hatte, konnten wir das Mainsail nicht aufziehen, deshalb waren wir nur mit dem Genoa unterwegs. Aber unser Wind entschied sich mal wieder zu einer Pause und wir ließen unseren Motor wieder etwas gelten und nach dem Frühstück kam der Wind und unser Chute wurde zum trocknen wieder gehisst – nicht nur zum trocknen aber auch weil wir so gute Fahrt bekamen. Als der Wind wieder deutlich zunahm haben wirs wieder runter genommen und nachdem wir die Main Halyard wieder befreit hatten konnten wir wieder mit allen Segeln los. Wir sind jetzt um 13 Uhr ca 30 Nm von Lanzarote entfernt und tacken immer gegen den Wind, nach vier Tacks hat sich dann auch witzigerweise der Wind genau in die richtige Richtung gedreht. Wir haben die Restbriese noch ausgenutzt und sind solange gesegelt bis der Wind schließlich Feierabend gemacht hat; wir haben einen traumhaft schönen Sonnenuntergang genossen – mit einer Flasche Wein und zu Abend gegessen.
Um 20 Uhr war dann immer noch kein Lüftchen zu spüren und wir entschlossen uns, die letzten 15 Nm mit dem Motor hinter uns zu bringen; bei Mondlicht und Sternenhimmel genossen wir die letzten drei Stunden unserer kleinen Atlantiküberquerung; Max meinte, ich geh runter etwas lesen und komm dann wieder rauf ( er war heute nicht Seekrank und genoss den Tag in vollen Zügen) – er ist eingeschlafen und erst aufgewacht, als Nachts um 1 Uhr unsere Anker Watch rebelliert hat, weil sie ihr GPS Signal verloren hat. Wir kamen um 23.15 Uhr nach 688,6 Nm vor La Graciosa an und haben geankert und sind schlafen gegangen.
Um 20 Uhr war dann immer noch kein Lüftchen zu spüren und wir entschlossen uns, die letzten 15 Nm mit dem Motor hinter uns zu bringen; bei Mondlicht und Sternenhimmel genossen wir die letzten drei Stunden unserer kleinen Atlantiküberquerung; Max meinte, ich geh runter etwas lesen und komm dann wieder rauf ( er war heute nicht Seekrank und genoss den Tag in vollen Zügen) – er ist eingeschlafen und erst aufgewacht, als Nachts um 1 Uhr unsere Anker Watch rebelliert hat, weil sie ihr GPS Signal verloren hat. Wir kamen um 23.15 Uhr nach 688,6 Nm vor La Graciosa an und haben geankert und sind schlafen gegangen.
8. Tag
Heute sind wir in die Marina von La Graciosa eingefahren und sind Gott sei Dank nicht gleich wieder weggeschickt worden, weil wir nicht angemeldet waren. Der Hafenmeister war am Nachmittag nicht da und der junge Security Mann hat uns “erlaubt” für zwei Nächte hier zu bleiben; morgen versucht Neill uns dann in das “Regierungssystem” einzuschreiben und dann gehtˋs weiter. Heute nachmittag haben wir noch einen “Stadtbummel” gemacht, die Hauptstraße raus und eine Seitenstraße zurück, danach haben wir uns dann ein Bier genehmigt (nach 7 Tage auf dem Boot) und schon mal geschaut, wo wir für Max ein Fahrrad ausleihen können, denn wir wollen unbedingt auf La Graciosa einen bzw. an einen Vulkan radeln. Ich hoffe, dass ich euch bald alles ganz genau erzählen kann, wie das ist.
You told it really well Heidi. I was with you all on deck, feeling the swell, and tasting the salt on my lips. Wow, what an adventure. And poor Max.
Super cool.