Australien im Zeitraffer

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Nach fast zwei Jahren hier in Australien fällt mir der Abschied echt schwer. 

Als wir am 11. November 2021 hier in Brisbane in Australien angekommen sind, wusste ich nicht viel über dieses unglaublich große, faszinierende und wunderschöne Land. Ich stellte mir Australien als roten Kontinent mit viel Wüste, Dürre und hohen Temperaturen vor, ich wunderte mich nur immer, wenn ich daheim von Waldbränden in Australien hörte. Was soll denn in der Wüste brennen? dachte ich mir. 

Doch nach der Quarantäne im Grand Chancellor in Brisbane sind wir den Fluß hinauf gefahren, haben mitten im CPD geankert und unsere ersten langfristigen Freund getroffen. Ein Paar aus Westaustralien, das hier auf die Ankunft ihres ersten Enkelkindes warteten, David ein Brite war zur selben Zeit wie Neill in den Falklandinseln bei der Armee und Janie, seine Frau ist Krankenschwester wie ich und so stimmte die Chemie sofort.

Während unserer Quarantäne-Zeit erzählte mir meine Tochter, dass sie heiraten werde und wir planten einen Heimataufenthalt für sechs Monate. Vorher mussten wir für unsere Artemis einen geeigneten Platz finden, der auch dem Zoll behagte. Bundaberg war die beste und günstigste Möglichkeit und so machten wir uns auf den Weg. 

Diesmal kein Ozean segeln, nein wir verbrachten Weihnachten auf Tangalooma, Neujahr auf St. Helena und lernten unsere nächsten Freunde kennen. Mit Chris und Sue sprachen wir nur kurz über unsere Einkaufsliste für drei Monate und Neill schickte Chris einen Link dazu. Ein paar Tage später war es ein bisschen windig. Da haben uns die beiden eingeladen, bei ihnen an ihrem Boot anzuraften und ihr Haus zu benützen, das war einfach unglaublich und wir haben diese Einladung sehr gerne angenommen und ich kann euch gleich verraten, dass wir insgesamt dreimal die Gastfreundschaft der beiden in anspruch genommen haben.  Auf St. Helena haben wir dann Andrew, Olesja und ihre Mädels Sofie und Isobel kennengelernt, wir haben ihnen eine unserer Visitenkarten gegeben und nach ein paar Wochen bekamen wir eine Mail mit der Einladung, die Familie zu besuchen. Wir wurden abgeholt und blieben gleich über Nacht, auch hier stimmte die Chemie und wir haben auf unserem Weg nach Deutschland ihr Haus als Zwischenstopp genutzt, um dem Jatlag zu entgehen.

Wir sind durch die Moreton Bay, entlang der Küste, den Mary River nach  Maryborough rauf gesegelt, haben einen Blitzschlag vor Fraser Island abbekommen, sind auf Fraser Island zum Lake Mckenzie gewandert und haben dann Bundaberg erreicht. Dort haben wir unsere Artemis aufs Trockendock gestellt und sind für sechs Monate nach Deutschland geflogen.

Als wir zurückkamen, stand ein Riesenprojekt an, wir erneuerten unseren Coppercoat, unser Antifouling. Erstmal alles abschleifen, dann zwei Lagen Unter Coat und dann drei Lagen Coppercoat! Zur gleichen Zeit haben Lucy und Paul in Bundaberg auch ihr Antifouling erneuert und wir haben die Beiden in den nächsten eineinhalb Jahren zum Glück immer wieder getroffen. Leider war ihr Antifouling nicht so gut, denn als wir in Hobart beide Boote aus dem Wasser nahmen, hatten wir nur Schleim drauf und auf “Damischer Ridda” das ist ihr Boot, waren riesige Muscheln gewachsen, die sich nicht entfernen ließen.

In Bundaberg erzählten uns Segler, dass in Tasmanien ein Wooden Boat Festival stattfindet und da unsere Artemis zwar kein Holzboot ist, doch auch wunderschön, wäre das doch bestimmt etwas für uns. Also warum nicht, auf geht’s nach Tasmanien; wir hatten überhaupt nicht auf dem Schirm, wie weit es nach Tasmanien ist. Wir segelten die Ostküste entlang, machten in Pittwater Halt, besuchten Paul und Lucie, fanden zum Glück die letzte Boje dort, um in die Blue Mountains zu radeln und Catherine zu besuchen. Eine Woche vor Weihnachten durften wir fünf Tage ihr Haus als Basislager für unsere Radtouren nutzen, ganz zu schweigen von ihrem Spa Pool hinterm Haus. Wir haben Catherine zum Segeln nach Sydney eingeladen und eine Woche den Hafen, Manley und die Gegend unsicher gemacht, was hatten wir Spaß !! Krönender Abschluß war dann auch noch das Feuerwerk an Silvester, das wir direkt vom Boot aus neben dem Opernhaus zusammen angeschaut haben. Wir machten uns weiter in Richtung Süden und Catherine ist in Tasmanien wieder bei uns an Board gekommen. 

Wir nutzten jedes erdenkliche Windfenster aus, um schnell nach Richtung Eden zu kommen. Unser Plan war, in Flinders Island in der Bass Strait einen Zwischenstopp einzulegen, doch der Wind meinte es mal wieder anders und so war unser erster Halt in Tasmanien Beauty Point am Tamar River. 

Jetzt haben auch wir unsere 1. Bass Strait Erfahrung gemacht und es war ziemlich windig, ganz viel Wasser über uns und unserer Artemis, doch im Port Dalrymple Yacht Club konnten wir dann Besatzung und Boot kostenlos entsalzen und eine Nacht umsonst bleiben. Im Yachtclub haben wir dann Stuart kennengelernt, der eigentlich in Port Macquarie wohnt und Spezialist für Solaranlagen ist.  Wir segelten zumindest den halben Tamar River nach Launceston und fanden dort den einzigen Ankerplatz, da die Gezeiten hier über 3,5 Meter Höhendifferenz betragen. Wir besichtigten die Cataract Gorge Reserve und konnten endlich wieder mal als Radfahrer aktiv werden, eigentlich wollten wir ja noch mit einem anderen Paar den neuen Bikepark in Georgetown ausprobieren, doch der Wind stand zu gut, um das Wetterfenster nach Hobart zu verpassen. Am Eddystone Lighthouse ankerten wir, doch der Swell war zu stark und weiter ging’s in Richtung Freycinet, wir hatten einen wilden Ritt, doch in Bryans Beach kam unser Anker ins Wasser. Wir segelten zur Coles Bay, bestiegen Mount Amos und bestaunten, wie sechs andere Deutsche, den unglaublich schönen Blick zur Wineglass Bay. Um etwas Weg zu sparen und damit wir noch Maria Island entdecken konnten, nahmen wir die Abkürzung durch den Dunalley Kanal. Glücklicherweise lernten wir vor Anker bei Maria Island Ivan und Ann auf ihrem Segelboot Laurabada kennen, die beiden waren wie wir auf dem Weg zum Wooden Boat Festival und Ivan bot uns an, den Transfair durch den Kanal für uns mit zu organisieren. Super, tausend Dank!! Wir wussten damals noch nicht, dass wir mit den Beiden noch viele geniale Stunden verbringen werden. 

Pünktlich zum Wooden Boat Festival trafen wir in Hobart ein und trafen alle unsere Bekannte bei der Parade bzw. anschließend auf dem Festival wieder. Catherine war gekommen und segelte noch einmal mit uns. Ivan machte uns mit John bekannt, der selbst mit seiner Frau Dee schon um die Welt gesegelt war, und wir wurden nach Kettering eingeladen. Zum Glück, denn wir hatten ein kleines Toilettenproblem, das sich zu einem Drama entwickelte, doch nicht wenn man eine Familie Deegan kennt, die alles organisieren und reparieren kann.

Nach zwei Wochen Kettering war alles repariert und unsere Brunny Umrundung konnte beginnen, in Port Arthur haben wir dann Claire und Collin kennengelernt. Jetzt tat sich das richtige Windfenster für Port Davey in den „roaring 40s“ auf und wir verbrachten zehn Tage in einer traumhaft schönen, unberührten und abgeschiedenen Gegend. Aus unserem Vorhaben, weiter an der Westküste entlang nach Strahan zu segeln, ist leider nichts geworden, denn der Wind wollte einfach nicht mitspielen. Dann eben zurück durch den D’Entrecasteaux Canal, dort hat uns Collin mit unserem Garmin entdeckt, angefunkt und wir haben dann vier wundervolle Tage auf seiner Farm verbracht. Wir  haben Clair‘s Cottage bestaunt und einen wunderbaren, lustigen Abend mit tollem Essen, viel Lachen und Spaß erlebt. Tausend Dank dafür.

Der Abschied von Tasmanien viel uns wahnsinnig schwer, doch die immer kühler werdenden Temperaturen ließen uns schließlich reis aus nehmen. In Lakes Entrances ließen wir Artemis dann für eine Woche allein, um als „WFFies“ (Work for Food) bei James auf der Farm anzuheuern. Catherine machte eine kleinen Umweg von 400 Km, holte uns ab und wir verbrachten eine absolut fantastische Woche als Farmer. Wir pflanzten Bäume, fütterten Kühe, Mähten und machten tausend verschiedene Sachen, so genial. Wir wurden zu drei verschiedenen Geburtstagsfeiern eingeladen und haben eine Nacht geangelt, wobei Frank auch dabei war.  Danke James für diese fantastische Erfahrungen, die wir auf deiner Farm machen durften.

Zurück in Lakes Entrances lernten wir dann einen echten „Pomm“ kennen, Andrew hatte sein Boot in der Marina dort und eine britische Flagge und so kamen wir ins Gespräch. Wieder dank unserer Visitenkarte bekamen wir eine Mail und konnten in Kontakt bleiben und unser nächstes Zusammentreffen in Bermagui planen, wo uns Andrew dann ganz spontan noch für seinen Radiosender interviewt hat.

Mit den Walen zogen wir die Ostküste entlang und erreichten dann wieder Moreton Bay. Bei Sue und Chris durften wir wieder anlegen, für uns war es ein bisschen wie „nach Hause“ kommen. Olesja und die Mädels trafen wir zum Essen und Andrew wollten wir in Cairns treffen. Der Wind drehte, wir brachen auf und unser Besuch bei Anne und Ivan verkürzte sich auf einen Kaffee am Nachmittag und ein Abendessen. Wir hätten uns noch so viel zu erzählen gehabt, doch abends segelten wir los, vorbei an Fraser Island, Bundaberg, Gladstone. In Pancake Creek machten wir Halt, besichtigten den Leuchtturm und in den Great Keppel Island schafften wir auch endlich Stuart und seine Frau Heather zu treffen, wir hatten unseren Anker noch nicht im Wasser, da hatten wir schon eine Einladung zum Abendessen auf ihrem Boot bekommen.

Weiter ging’s im Eiltempo durch die Whitesunday Islands und auf Magnetic Island haben endlich unsere „Fraser Freunde“ Sally und Nevil eingeholt und gemeinsam sind wir nach Palm Island – einer Aborigine Siedlung –  und Orpheus Island gesegelt. Wir haben unsere gemeinsame Zeit intensiv genossen und wieder ausgiebig gespielt . Für uns ging’s dann weiter nach Cairns, dort haben wir Andrew getroffen, gemeinsam Frauenfußball geschaut und an einem Quizabend teilgenommen. Doch da wir noch keine Antwort auf unsere Visaverlängerung hatten, hieß es Tempo machen, denn bis Darwin war es noch ein weiter Weg. So segelten wir entlang dem Great Barrier Reef um Cape York, weiter nach Thursday Island und dann ziemlich direkt nach Darwin. Hier haben wir zum ersten Mal in Australien einen Leihwagen gemietet und sind ins Landesinnere gefahren, wir haben den Litchfield Nationalpark besucht und sind in gefühlt allen Wasserfällen und Quellen geschwommen, die wir finden konnten. Wir haben Darwin entdeckt und unser Wissen über Krokodile um ein Zigfaches erweitert. Wir haben diese riesigen Echsen im Crocosaurus Cove in Darwin aus nächster Nähe im und unter Wasser begutachtet, was wirklich wahnsinnig interessant war.

Wir haben Artemis auf Vordermann gebracht, eine neue Ankerkette besorgt und zu guter Letzt noch das Unterwasserschiff sauber gemacht.

Unser Termin mit der Border Force zum Ausklarieren hatten wir für den 18. Oktober um 8.30 Uhr, anschließend verließen wir Australien.

Das war im Eiltempo ein kleiner Rückblick über unsere traumhaft schöne Zeit in Australien.

Wir möchten uns bei all unseren Freunden für eine wundervolle, intensive und unvergessene Zeit bedanken.

Wir werden niemals vergessen, wie selbstlos ihr uns bei euch aufgenommen und alles mit uns geteilt habt.

Wir bleiben in Kontakt und Deutschland ist gar nicht so weit weg!!

DANKE FÜR ALLES!!!

DANKE AUSTRALIEN !!!

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