Kap Verde

Nachdem wir jetzt fast zwei Monate auf den Kanaren verbracht haben gingˋs heute los, Max machte sich um 8 Uhr auf den Weg um nach England zu fliegen und wir hatten die letzten Tage für Einkäufe genutzt und um 11 Uhr stachen wir in See.

Nach fünf Monaten zu dritt segeln, war es heut irgendwie komisch zu zweit abzulegen, alles zu verstauen, die Segel – genauer gesagt nur das Genoa – zu setzen, aber Max kaum zu glauben, wir haben es geschafft. Die Wind Prognosen sind gut und nach nur acht Stunden sind wir schon fast 40 Nm von Santa Cruz entfernt. Das nächste mal festen Boden werden wir in Kap Verde spüren und so beginnt heute wieder Segeln Tag und Nacht. Ich freu mich schon drauf, wieder neue Plätze zu erkunden und Dinge zu entdecken.

Der 1. Tag ist schon vorbei und wir haben 112 Nm gemacht; nach einer unspektakulären Nacht (wir haben kein einziges Schiff oder sonst irgend etwas gesehen) haben wir beschlossen, die Nachtschicht dahingehend zu verändern, dass wir beide schlafen und so alle zwei Stunden einfach schauen, ob Chiara alles im Griff hat und ob der Kurs passt. Wir segeln gefühlt auf einem leeren Meer nur Sonne, Wind und Wellen.

Die 2. Nacht verlief genauso ruhig und wir haben unseren Durchschnitt sogar auf 5 Ktn. gesteigert und kommen richtig gut voran; wenn der Wetterbericht sich nicht geändert hat, soll es morgen etwas weniger Wind geben – aber warten wir es ab. Vorher haben wir Besuch von einem kleinen Vogel bekommen. Für mich ist es schwer nachzuvollziehen, woher so ein kleines Wesen 100 Meilen von Land plötzlich herkommt – aber nett dass wir uns darüber freuen können.

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23.12.18 heute ist ein Tag vor Weihnachten und bei uns gibt es absolut keinen Unterschied; wir sind weder im Stress noch hat sich etwas verändert. Letzte Nacht hab ich irgendwie schlecht geschlafen und ich bin öfter aufgewacht mit dem Gefühl das ich einen Ganzkörpermuskelkater vom Stabilisieren hab. Dafür hab ich dann nach dem Frühstück und nach dem Mittagessen ein Nickerchen gemacht und danach gings mir wieder gut. Wir sind jetzt in Höhe von Western Sahara und der Himmel ist trüb, nicht bewölkt nein es scheint eher als ob die Luft voll mit Sand ist. Neill hat heut doch tatsächlich ein Schiff entdeckt – da kann ich mit meiner Schwalbe, die ich gesehen hab nicht mithalten – und wir kommen richtig gut voran. Kaum zu glauben dass wir in 3,5 Tagen schon über 400 Nm hinter uns gebracht haben.

……

24.12. heute Nacht war richtig was los bei uns. 🙂 wirklich erst war soviel Wind dass wir den 3. Reef reinmachen mussten und ca. 1 Stunde später sagte der Wind gute Nacht. Um 2 Uhr haben wir das Jib und kurz darauf das Mainsail weggeräumt weil gar kein Lüftchen zu spüren war, vorher hatte Neill schon den Wassergenerator eingeholt, das hab ich komplett verschlafen. Wir gingen wieder ins Bett wurden aber wegen der Swell doch ganz schön hin- und hergeschaukelt.

So gegen halb acht hörten wir plötzlich Wind, raus aus den Federn und die Segel hissen. Wir bemerkten, dass wir ca. 6 Nm vom Kurs weggedriftet sind doch ohne Wind kann man leider überhaupt nichts dagegen machen. Als wir das Mainsail ganz und das Genoa wieder gesetzt hatten, sahen wir das Ausmaß des “Sandwindes”, unsere komplette Artemis sieht aus als ob sie sich einmal in Sand gewälzt hätte. Alle Saile, Segel, das ganze Deck und das ganze Holz sieht irgendwie Sandgestrahlt aus – ich hab ja noch Teaköl und ich weiß ganz bestimmt das es bald zum Einsatz kommt.

Jetzt sitz ich in der Sonne und genieße die Wärme auf meiner Haut, in Gedanken bin ich bei meinen Kindern , die ich heute schon wahnsinnig vermiss und wünsche Ihnen, meiner Familie und allen Freunden frohe Weihnachten.

1. Weihnachtsfeiertag

Nachdem sich heute Nacht der Wind erst ganz verabschiedet hat und dann gedreht hat, konnten wir heute unser neues Segel – das Parasailor – ausprobieren. Es ist ein ganz leichtes Segel mit einem “Flügel” in der Mitte, was dem Segel sehr viel Stabilität verleiht und es eignet sich super zum Down Wind Segeln bei wenig oder fast keinem Wind (aber jetzt genug von der Theorie).

Wir haben erst alle Leinen festgemacht und dann das Parasailor aufgezogen und es ist wirklich unglaublich denn bei einer Windgeschwindigkeit von 5 Ktn. segeln wir mit 4,9 wahnsinnig!!!!! Außerdem ist das Boot unglaublich ruhig und stabil, da der Flügel es vorne nach oben zieht und ruhig hält. Wir können es immer noch nicht glauben, dass dieses Segel so genial ist.

Bei angenehmen Sonnenschein haben wir dann versucht, die Sandreste von den Leinen und den beweglichen Teilen zu waschen, was wir – wegen begrenztem Frischwasserbestand – mit Salzwasser gemacht haben. Meine Hände fühlten sich hinterher so sauber und weich an wie nach einem ausgiebigem Saunagang in der Salzgrotte; zur Feier des Tages haben wir uns dann auch noch vom Sand und Salz befreit und ich hab eine Ganzkörpereincremung genossen. Nach einer riesigen Portion Pizza sitzen wir in unserem Wohnzimmer, schreiben unseren Blog und genießen den Abend, noch sind keine Sterne am Himmel und der Mond lässt auch noch auf sich warten, aber sie kommen bestimmt. Heute Nacht werden wir auch wieder schichten, da das Parasailor über Nacht drauf bleibt und wir hoffen, dass der Wind genauso bleibt wie er den ganzen Tag über war.

2. Weihnachtsfeiertag

Der Wind blieb uns diese Nacht treu und wir sind bis 4 Uhr morgens mit dem Parasailor gesegelt und ich kann euch sagen es war absolut fantastisch, so ruhig und vollkommen ausbalanciert schlief ich wie ein Murmeltier tief und fest. Als der Wind dann zugenommen hat, haben wir das Segel weg gepackt – was fürs 1. Mal richtig gut ging, wir haben die Dachluke von unserem Schlafzimmer aufgemacht und dann einfach reingestopft – fertig.

Danach setzten wir das Genoa und los gingˋs wegen der Swell rum und num 🙁 jetzt hatten wir den direkten Vergleich wie ruhig oder wie holprig unsere Artemis segeln kann, aber bei zuviel Wind kann man leider nicht Parasailorn.

27.12. heute kann ich euch gar nichtˋs neues berichten, seit gestern Nacht fahren wir mit genau dem gleichen Segel auf der gleichen Seite unseren Weg; der Wind ist stabil und so langsam können wir schon an den ersten Landgang in Kap Verde (bzw. auf einer der Inseln) denken. Neill hat nachgelesen, wo wir uns anmelden müssen und wie es dort so abläuft; wo man ankern darf und kann und da wir ja mal wieder radeln gehen möchten, wo es eine Marina gibt, wo wir unser Boot einen Tag allein lassen können. Puh ja jetzt da Max nicht mehr da ist haben wir niemanden mehr der an Board ist wenn wir radeln gehen. Haha gerade haben wir doch tatsächlich einen Jibe gemacht – was bedeutet wir haben unser Segel auf die andere Seite gebracht. Vorher saßen wir draußen und haben Sterne angeschaut – Puh so viele Sterne und die Milchstraße ist wirklich total trüb und das Wasser floresziert wenn die Wellen gegen das Boot schlagen. Witzig ist auch, dass die Sterne an verschiedenen Stellen sind wie bei uns im Allgäu aber auch klar, da wir uns gerade bei 18° Nord befinden.

Die nächsten Tage verliefen ruhig und ach ich hätte euch doch fast ein Schiff unterschlagen; unser EAS Alarm meldete sich und ich sah ein Schiff HAPPY HARVEST und Neill fragte ob er uns auch gesehen hat?? Doch er antwortete ganz cool:” donˋt worry I see you” – er war eh viel schneller – genauer gesagt doppelt so schnell wie wir. Wir haben auch die ganze Zeit (ab so ca 50 Nm vor Kap Verde entfernt) nach Bergen ausschau gehalten und bei ca. 35 Nm haben wir dann die Insel entdeckt; wir segelten weiter und kamen gegen 2 Uhr morgens am 29.12. in Mandilo an. Da hier laut Pilotbuch viele gesunkene Boote liegen waren wir sehr vorsichtig und ich stand ganz vorne am Bau bzw. Bug mit Stirnlampe und Taschenlampe und hab Ausschau gehalten und wir haben Gott sei Dank nichts erwischt.

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