Neill erzählte mir, dass unser nächster Halt die Insel Pisang, die übersetzt Bananen Insel heißt, sein wird. Ich wollte die Route machen, konnte aber diese Insel nicht finden, denn in den Karten hat sie den Namen Pulau Sabuda und nur die Einheimischen nennen Sie Insel Pisang. Er hatte diesen Ankerplatz in Zulu Waterways gefunden und wir wollten ihn unbedingt ausprobieren, denn laut Beschreibung ist es eine Aussparung im Rief einer unbewohnten Insel.
Unsere atemberaubende Reisegeschwindigkeit mit durchschnittlich einem Knoten war selbst für den Autopiloten nicht geeignet und wir steuerten fast die ganze Nacht über von Hand. Doch im Morgengrauen tauchte die Insel vor uns auf, das Wasser grün, der Strand weiß und Palmen, traumhaft schön. Ein paar Fischerboote waren ebenfalls unterwegs. Ganz langsam und vorsichtig tasteten wir uns vorwärts, ich am Bug, um Ausschau nach Korallen zu halten, Neill hatte den Tiefenmesser im Auge und als der Untergrund etwas heller wurde, ankerten wir in 16 Meter Tiefe.
Am Strand lagen 10 Fischerboote und wir waren weit entfernt, doch bei Niedrigwasser war ein riesiges Rief zu sehen und unsere Distanz war gar nicht mehr so groß. Die Einheimischen wirkten uns zu und riefen uns ein “Selamat Siang”, was Guten Tag bedeutet und wir antworteten ebenso und winkten zurück.
Am nächsten Morgen genossen wir unser Frühstück im Cockpit und anschließend paddeln wir an Land, mit einer Frisbee und einem Ball ausgestattet wollten wir uns mit den Einwohnern bekannt machen. Wir begannen mit der Frisbee zu spielen und schon waren wir von neugierigen Kindern und Erwachsenen umringt. Jeder wollte mit diesem komischen Ding mit uns spielen und es war super lustig. Fiorika, eine junge Frau, sprach etwas englisch und mit Hilfe von Google Translate erzählte sie uns, dass ca. 30 Personen angefangen vom Baby bis zur Oma, mehr oder weniger eine große Familie, für ca. einen Monat hier auf dieser Insel leben um zu Fischen und Kokosnuss Öl herzustellen.
Wir gingen am Strand spazieren, wobei uns Fiorika und die Kinder begleiteten, danach wurden wir zu einer Kokosnuss und Kaffee ins Dorf eingeladen.
Mit ca. acht Dorfbewohnern machten wir eine Kanufahrt, sie zeigten uns die anderen Buchten, wir fuhren ganz nahe an den Felsen entlang und im seichten Wasser folgten wir einem Rochen. Dandi, Fiorikas Mann kletterte flink wie ein Affe die Palmen hoch, um die Kokosnüsse zu ernten und anschließend schwammen wir gemeinsam im glasklaren Wasser.
Wir fragten ob die Insulaner auch unser Boot anschauen wollten, denn wir haben mittlerweile festgestellt, dass wir für die Einheimischen genauso interessant sind wie umgekehrt. Nachdem unsere Artemis ja nicht so groß ist, vereinbarten wir, dass immer nur vier Leute auf einmal kommen. Irgendwie hat das nicht so geklappt, denn wir waren kaum mit den ersten Besuchern an Bord, war schon ein Kanu mit weiteren acht da, okay, dann eben alle auf einmal. Am meisten hat die Männer unsere Windsteuerung beeindruckt, denn Neill erzählte, dass sie ganz alleine und ohne Motor das Boot steuern kann. Die Satellitenbilder der umliegenden Inseln, die wir zur Navigation verwenden, waren auch sehr interessant. Wir zeigten ihnen auch unseren Fotobücher, unsere Familie und unsere Heimat mit Bergen und Schnee. Zu Keksen und selbstgemachtem, kühlen Wasser ließen wir es uns gut gehen.
Am Abend wurden wir zum Lagerfeuer am Strand eingeladen, das extra für uns aufgebaut wurde. Wir brachten Pizza mit und zu den Tönen von einem riesigen Ghettoblaster tanzten und sangen wir alle gemeinsam ums Feuer. Fiorika erzählte uns, dass hier viele Boote ankern würden, aber keine “Weißen” kommen an Land. Wir schrieben in unserem Google Translator, dass wir das sehr schade finden und dass sie so viel verpassen, denn wir genossen die Gesellschaft dieser Menschen.
Das hat sie sehr gefreut und als wir am nächsten Tag den Anker hoben, war das ganze Dorf versammelt und hat zum Abschied gewunken.
Was für ein tolles Erlebnis und auch die Kinder waren überglücklich, dass wir die Frisbee und den Ball da gelassen haben.