Es ist jetzt ein Jahr her, dass wir in Saumlaki angekommen sind, also dass wir seit einem Jahr in Asien sind. Es ist für mich im Rückblick kaum zu realisieren, was sich in den letzten zwölf Monaten alles getan hat. Wir haben Indonesien bereist, wo wir uns echt daran gewöhnen mussten, wie Popstars behandelt zu werden, denn überall wollten die Einheimischen Bilder von uns und mit Ihnen. Wir waren auf Inseln, die kaum Europäer gesehen hatten und haben Fischer zum Staunen gebracht, weil unsere Artemis aus “Plastik” ist, denn so ein großes Plastikboot hatten sie bis dato nicht gesehen. Wir haben wieder einmal so unglaublich viel Freundlichkeit, Hilfsbereitschaft und Selbstlosigkeit erfahren.
Im November habe ich schon mein größtes Geburtstags- und Vorweihnachtsgeschenk bekommen, indem mein Sohn Michael seinen Besuch für vier Wochen angekündigt hat. Gemeinsam sind wir nach Raja Ampat gesegelt, haben atemberaubende Landschaften gesehen, sind mit Haien und Rochen geschwommen, haben die Unterwasserwelt entdeckt und nicht zuletzt haben wir Weihnachten im Kreise von anderen Seglern verbracht. In der Silvesternacht sind wir nach Sorong zurückgekehrt und haben Michael zum Flughafen gebracht.
Für uns ging es weiter nach Sulawesi und wir kämpften immer gegen den Wind und die Strömungen, wir waren einfach zur falschen Zeit hier. So beschlossen wir, nachdem wir nach Sembalun zum Vulkan Rinjani geradelt sind, unsere Artemis für einen Monat in Lombok zu lassen und nach Deutschland zu fliegen.
Anfang Mai gings zurück und mit dem Wind weiter nach Richtung Singapur, um dort Freunde zu besuchen. Wir waren für ein Wochenende eingeladen und am Ende durften wir sechs Wochen in Singapur verbringen und diese unglaubliche Stadt erkunden, entdecken, genießen und mehr als 700 km dort radeln. Dank unserer Freunde Christin und Michael haben wir dort eine fabelhafte Zeit erleben dürfen und haben wieder neue Freunde gefunden sowie Freundschaften fürs Leben geschlossen. In Johor in Malaysien wussten wir, dass unsere Artemis für diese Zeit sicher in der Cenibong Cove Marina liegt, denn Manager CJ und der Sicherheitsposten Gobal hatten ein Auge auf sie.
Wir verließen Johor mit dem Ziel Langkawi, um uns dort auf unsere Überquerung von Phuket zu den Malediven vorzubereiten. Geplant war im Januar über den Golf von Bengalen zu den Malediven und von dort aus über das Arabische Meer und den Golf von Aden nach Dschibuti. Dann weiter durchs Rote Meer und den Suez Kanal ins Mittelmeer, damit wir im Frühjahr 2025 dort sind. So war unser Plan, doch die Krisensituation im Roten Meer wurde immer brenzliger.
Diese Nachrichten: “Die Terrormiliz feuerte Raketen auf Tel Aviv. Nach Beginn der israelischen Bodenoffensive im Südlibanon spitzt sich die Lage in der Region zu. Israels angekündigte „nächste Phase“ im Krieg gegen die Hisbollah im Libanon hat begonnen.”
Die Gewissheit, dass uns keine Versicherungsgesellschaft, nicht einmal als Haftpflichtversicherung versichert, haben uns zu unserem Entschluss kommen lassen, unsere Reise hier in Langkawi zu beenden und unsere Artemis hier zu verkaufen.
Wir bereiten jetzt unsere Artemis für den Kauf vor, doch was für uns ein großes Glück ist, dass wir weiterhin auf ihr wohnen können und das Archipel Langkawi, das aus 99 kleinen Inseln besteht, entdecken und besegeln können.
Asien ist für uns immer noch ein Kontinent mit riesigen Gegensätzen: auf der einen Seite sind gibt es kleine Inseln, die kaum Europäer gesehen haben, wo Menschen richtig arm sind und trotzdem alles teilen und zufrieden sind und dann die Plastikmüllverschmutzung im Meer. Auf der anderen ein hochtechnisiertes Land Singapur, wo alles funktioniert, die Technik auf dem aller neuesten Stand ist und kein Schnipsel auf dem Boden liegt und die Touristenhochburgen wie z.B. Bali wo der Tourist nur als wandelnder Geldautomat angesehen wird und das lässt den Flair Asiens einfach verloren gehen.
Wehmütig – Nein, wir haben eine unvorstellbar geniale, fantastische Reise über einen Zeitraum von fast sieben Jahren auf unserem Boot hinter uns. Wir sind fast 35000 Seemeilen gesegelt, auch wenn wir nur zu ¾ um die Welt sind. Wir haben viele neue Freunde gefunden und Bekanntschaften gemacht. Das kann uns keiner nehmen und wir freuen uns darauf wieder mehr Zeit mit unseren Familien und Freunden verbringen zu können und natürlich auch auf neue Abenteuer.