Zur ansteigenden Tide verließen wir Dunally und da wir wussten, dass wir durch die seichten Passagen eh den Motor brauchen würden, war es nicht so schlimm, dass es keinen Wind gab. Wir ankerten vor Maria Island, machten Pläne für unseren weiteren Weg entlang Tasmanien und die Bass Strait, wo welche Ankerplätze bei welchen Windverhältnissen anzusteuern sind und studierten zum zwanzigsten mal die Windvorhersagen. Nachdem wir ein ausgiebiges Telefonat mit Ivan und Ann geführt hatten, die sich vor zwei Wochen auf den Weg zum Festland gemacht hatten und für fast zwei Wochen in der ” Furneaux Group” unterwegs waren entschlossen wir uns ganz spontan aufzubrechen. Wir hatten nur ca. fünf Knoten Wind und meinten, schauen wir einfach wie weit wir kommen, bis der Wind aufhört. Zu unserem Erstaunen blies der Wind mal mehr und mal weniger und wir mussten keinen Stop einlegen; als uns der Südwind erreichte, waren wir schon ein ganzes Stück entlang der Küste gekommen und nun konnten wir bei 25 Knoten volle Fahrt machen. Wir erreichten das Tidel gate (Gezeitentor) genau zur richtigen Zeit und so wurden wir mit vier Knoten zusätzlich in die richtige Richtung befördert. Als der Wind aufhörte drifteten wir noch eine Stunde mit zwei Knoten und dann für die letzten paar Meilen starteten wir den Motor und erreichten unseren Ankerplatz vor Badger Island. Richtig schön, nur leider zuviel Brandung um mit unserem Dinghy an Land zu gehen; so genossen wir vom Cockpit aus den Blick und am nächsten Tag mussten wir uns eh versetzten, da der Wind drehen wird.
Am nächsten Vormittag gings weiter nach Flinders Island zu unserem Ankerplatz mit dem lustigen Namen “Trousers Point”. Der Swell war leider etwas mehr als erwartet, doch wir konnten unser Dinghy ins Wasser lassen und einen Spaziergang machen. Laut Wetterbericht sollte der Wind drehen und für den nächsten Tag fast ganz weg sein und als wir den Pass zum Mount Strzelecki entdeckten, mit 756 Metern der höchsten Berg von Flinders, planten wir schon genau die Tour, wenn wir morgens an Land sein müssten, um vor Dunkelheit (17.15 Uhr) wieder daheim zu sein. Am Abend bereiteten wir alles vor Rucksäcke, Stöcke, Schuhe usw. und gingen früh ins Bett, doch gegen fünf Uhr morgens tobte ein Sturm durch die Bucht. Wir beide wurden durch den Wind wach und waren uns einig, dass wir unsere Artemis bei diesen Bedingungen auf gar keinen Fall für einen ganzen Tag allein lassen würden. Am Nachmittag ließ der Wind nach und wir machten noch eine wunderschöne Wanderung entlang der Küste.
Am nächsten Morgen gings weiter nach “Wyballena”, hier ist eine Kapelle zum Gedenken an die Aborigines, die 1834 nach Flinders Island Zwangsdeportiert wurden. Es ist eine historische Gedenkstätte und wir hätten sie so gerne besucht, doch der starke Wind ließ uns leider nicht an Land und am nächsten Tag mussten wir uns sowieso auf den Weg machen, um das Windfenster bis zum “Festland” Australien zu nutzten. Der Wind war um die 20 Knoten und direkt von vorn, wir mussten mal wieder um die Insel kreuzen, bis wir die Wellen endlich von hinten hatten. Das war ein aufregender Ritt, Wellen von ca. drei Metern und starker Wind; wir waren mal wieder mehr ein U- anstatt ein Segel – Boot, doch nach ca. sechs Stunden konnte unsere “Chiara” unsere Windsteuerung wieder ihren Job übernehmen und wir konnten uns ganz entspannt zurücklegen und ausruhen.
Hier der Link zu einem kleines Video um ein bisschen ein Gefühl von den Umständen zu bekommen.
Unser Ziel war Lakes Entrance an der Südküste Australiens und der Eingang hier ist etwas knifflig; nach Angaben der Küstenwache sollten wir nicht bei ausgehender Strömung, nicht mehr als zwei Meter Wellen oder 20 Knoten Wind oder bei Nacht durch den Eingang kommen. Wir hatten Tageslicht, ca. einen Meter Wellen und ca. fünf Knoten Wind doch wir surften den Pass und waren heilfroh, als wir durch waren. Wir ankerten in der angegebenen Zone und genossen unseren Ankerkaffee, als es am Boot klopfte, zwei Arbeiter meinten: “Hey Maid, hier kannst du nicht ankern, aber dort drüben sind öffentliche Pontoons und da könnt ihr festmachen”. Also dann Anker heben und versetzten, am Pontoon stand ein Angler und wir hatten noch nicht festgemacht, da fragte er Neill schon ob wir frischen Fisch von ihm haben wollten. Super das war ja mega! wir bedankten uns und kurz darauf machte ich mich dran, den Lachs zu filetieren und zu braten. So war unser Empfang in Lakes Entrance.
Love it