1. Teil
Am 6.1.19 11Uhr starteten wir unseren bisher größten Törn. Alles vorbereiten, noch einen Kanister Diesel auffüllen, dann den Anker verstauen und los gehtˋs in die Karibik?️. Die Wetterprognose ist stabil und sagt uns für die nächste Woche konstanten Wind, nur zu Beginn soll es ein Windloch hinter Santo Antao geben, doch für wenig Wind haben wir ja unseren Parasailor und der kam auch gleich zum Einsatz. Ein anderes Boot überholte uns gleich am Anfang doch den haben wir dann nach 1 Stunde wieder überrundet, mit 4.5 Ktn lief es ganz gut bis der Wind dann wirklich Feierabend machte und wir tümpelten so dahin.?? Aber der liebe Gott hatte ein Einsehen mit uns und so gegen 19 Uhr kam der Wind zurück und wurde immer mehr, bis wir dann um 21.10 Uhr den Parasailor weg gepackt haben und das Genoa gesetzt. Ich hab wieder die erste Wache und so sitze ich jetzt hier unterm Sternenhimmel und düse mit 6 Ktn. dahin – es ist so schön wieder auf Achse zu sein, nachdem wir jetzt acht Tage in Mindelo waren. Gegen 23.30 Uhr sah ich doch wirklich einen anderenen Segler; lange Rede kurzer Sinn ich hab ihn überholt und nach einer Weile konnten wir ihn nicht mehr sehen.?
7.1. nach einer ruhigen und wirklich wunderschönen Nacht hiessten wir heut zusätzlich das Mainsail und wir kommen richtig gut voran. Das schöne am Abwind Segeln ist, dass du überhaupt nicht spürst mit welcher Geschwindigkeit du unterwegs bist. Den ganzen Tag haben wir niemanden gesehen und gegen 20 Uhr waren gleich zwei Boot da – einer ist an uns vorbei gefahren und der andere hat wahrscheinlich das gleiche Ziel wie wir. Dann hoff ich mal auf eine ruhige Nacht. Denkste!! ???Zuerst haben wir das Mainsail weggemacht, weil das Genoa zu floppen anfing, dann hab ich versucht das Genoa straffer zu ziehen, dann die Segelfläche reduziert usw. kurz gesagt ich hab bis 1 Uhr rumgespielt mit kaum Wind und war ziemlich sauer als mein Speed auf 1,5 Ktn. runter ging. Neill gingˋs dann auch nicht viel besser und so haben wir um 8 Uhr am 8.1. den Parasailor gesetzt und jetzt segeln wir bei kaum Wind mit 4,5 Ktn. in die richtige Richtung – easy going ???
Vorher sind doch wirklich ein Schwarm fliegender Fische an uns vorbei gezogen ?das ist echt witzig wie sie aus dem Wasser flattern und als Kind hab ich gedacht, dass man mir einen Bären aufbinden will, denn so was gibt es doch gar nicht. Aber jetzt weiß ich es besser denn ich hab schon einen aus der Nähe gesehen.
Hab ich euch überhaupt schon von unserem Wassergenerator erzählt? Das ist ein Gerät dass man im Wasser hinter dem Boot herzieht und das durch das Drehen einer Turbine am Ende eines langen Seiles, Strom hersrellt. Heute haben wir mit genau diesem Gerät ein Fischernetz eingefangen und das in 5000 Meter tiefe witzig oder ????
Und dann gingˋs los mit dem morgentlichen Segler Work out: Parasailor runter, Genoa rauf; abwarten: Wind von der Seite Mainsail dazu; abwarten; um 11 Uhr hat sich der Wind wieder gedreht; Mainsail und Genoa weg und Parasailor rauf; wer braucht da schon ein Fitnessstudio. ?️?️Ansonsten verlief unser Tag sehr ruhig; wir waren von der Nachtwache doch beide etwas müde, aber zum schlafen hat es nicht gereicht. Am frühen Nachmittag tranken wir Kaffee da meinte Neill, da quietscht etwas an der Rolle vom Parasailor; wir montierten erst ein anderes Sail um den Druck von der Rolle zu nehmen und dann haben wir die ganze Rolle ausgetauscht und bei der Gelegenheit die andere Seite auch noch gleich geändert. Brot backen stand auch noch auf unserer Too do Liste und da die Sonne ihren Beitrag in Form von Wärme dazu tun muss durften wir nicht zu spät starten. Ich hab dann gleich etwas Teig für unser Abendessen – es gab Pizza – abgezweigt und um halb acht war ich dann so müde, dass ich ein Schläfchen bis um 21.30 Uhr brauchte.? Dann Schichtwechsel, erst lief alles ruhig – Kurs, Geschwindigkeit, Windstärke alles bestens, doch langsam aber stetig nahm die Windstärke zu, was bedeutet, dass wir den Parasailor weg machen müssen. Es ging auf und ab ( 10.1.) und um 1.30 Uhr – es war kein Stern mehr zu sehen – kam eine starke Windboe und Chiara (unsere Windvane) konnte nicht mehr lenken. Ich wollte ihr helfen hab aber in die falsche Richtung gesteuert und so kollabierte das Segel;?️?️ lautstark rief ich nach Neill und nach 10 Minuten war alles wieder unter Kontrolle. Neill meinte, dass es nicht meine Schuld war, denn so eine plötzliche “Windhose” bringt alles durcheinander – ich war doch etwas aufgewühlt und schickte den Kapitän wieder ins Bett – 2.45 Uhr Schichtwechsel – jetzt bin ich müde und schlafe ganz schnell ein, um 6.30 Uhr weckt mich Neill – zuviel Wind für den Parasailor – wegpacken (mittlerweile läuft dass fast wie im Schlaf) Genoa rauf und ich übernehme die nächste Schicht.? Heute wollen wir unser Dingi putzen, denn als wirs in Mindelo weggepackt haben war es ganz schmierig vom Hafenwasser; auspacken und aufs Vordeck legen bei etwas Swell war eine kleine Herausforderung – aber alles gemeistert sauber !! und als es trocken war haben wirs wieder verstaut.
11.1.19 Heute Nacht verlief wieder ruhig, außer dass wir etwas durchgeschüttelt wurden ; um kurz vor sieben passierten wir unseren zweiten Wegpunkt nach 600 Nm. Wir haben einen Mitsegler ??? um 7.15 Uhr hab ich hinter uns ein Segelboot entdeckt und gleich auf unserem EAS nachgeschaut was es denn für einen Namen hat: Zingay mit der MMSI Nr. 205817510.?? Klar haben wir versucht mit ihm Kontakt aufzunehmen, aber egal ob Neill oder ich es probiert haben über normalen Funk oder über MMSI Anfrage direkt – er hat uns einfach ignoriert.?? Schade denn wir hätten gerne nach den neuesten Wetterprognosen gefragt, da unsere doch fast schon eine Woche alt sind.
Dann gab es eine genaue Besprechung, wie wir es machen mit dem Genoa auspoolen (was bedeutet, dass eine Stange das Segel fest nach außen drückt, damit es nicht zusammenfällt) bis wir wussten, wie wirs machen wollten war der Wind so wenig, dass wir wieder den Parasailor gesetzt haben. Und 1,5 Stunden später wieder abgenommen – ich sag ja wer braucht ein Fitnessstudio.?️?️ Genoa ausgepoolt und weiter gingˋs mit 5 Knoten das macht Spaß. So fuhren wir den ganzen Tag und die ganze Nacht mit den gleichen Segeln dahin. Ich glaub wir sind gerade ein bisschen im Geschwindigkeitsrausch denn jeder von uns genießt es voran zu kommen, aber ich finde auch die unendliche Weite des Meeres unbeschreiblich schön – du siehst vor dir den Horizont, Sonne oder Sterne und Mond und in alle Richtungen Wasser sonst nix.
12.1. heut Nachmittag hat der Wind nachgelassen und wir fuhren mit “nur” 4 Ktn. dahin und wir überlegten, was wir verbessern können ? Parasailor setzten – aber wenn der Wind nachts mehr wird ?? Andere Segel dazu??? Fragen über Fragen ???- wir haben uns einfach fürs nichts tun und abwarten entschieden. Um 20 Uhr – fast dunkel – hatten wir dann fast Flaute – gut o.k. dann gehen wir schlafen und lassen uns durchschaukeln.
13.1. um 2.30 Uhr bin ich aufgewacht und es hat zu regnen angefangen – ich hab keine Ahnung wann es das letzte mal richtig geregnet hat?️ – super jetzt wird unsere Artemis endlich gewaschen, der Saharasand aus den Segeln und das Deck mal mit Frischwasser – das tut gut.?? Um 5 Uhr frischte der Wind auf und jetzt tümpeln wir nicht mehr mit 3Ktn nö nö wir fahren wieder mit 5 oder 4 Ktn. Wera – meine Freundin hat mich mal gefragt was den das Schlimmste wäre was ich mir für die Atlaniküberquerung vorstellen könnte? Ich hab überlegt und vor acht Monaten hätte ich wahrscheinlich gesagt zuviel Wind, aber jetzt weiß ich definitiv das zuwenig bzw. gar kein Wind das Schlimmste ist, da du überhaupt nichts dagegen machen kannst außer abwarten. Aber ich beschwere mich nicht denn die letzte Woche lief es total gut ?- (2 Stunden später) Ich hab’s mir anders überlegt ich beschwere mich doch ?? kaum hatte ich alles auf mehr Wind eingestellt den Kurs und Chiara, da ging der Wind wieder ins Bett ? und ich bzw wir tümpeln wieder dahin.? Doch als wir aufgestanden waren und uns beim Kaffee überlegt hatten, den Parasailor zu setzen, kam der Wind zurück und ich sagte zu Neill: ” wir machen jetzt 5 Ktn. ich glaub, wir brauchen keinen Parasailor.”? Dann haben wir uns um die Sitzpolster unserer Rückwände im Salon gekümmert, denn an mehreren ist der Klett abgegangen und musste erneuert werden; was wir dafür brauchten hatten wir von den super netten Rustler Arbeitern in Falmouth bekommen. Anschließend haben wir das Jib auch noch ausgepoolt und jetzt können wir wie ein Schmetterling Downwind segeln..? Und zur Feier des Tages haben wir eine Phase 10 gespielt und ich hab verloren – aber das macht nichts. Nach dem Abendessen begann meine Nachtschicht und ich sitz draußen unterm Sternenhimmel mit dem Halbmond über mir.???